Am 19. Januar 2001 explodiert in einem deutsch-iranischen Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse 44 ein Sprengsatz. Ein Denkmal soll daran erinnern.

Anschlag des NSU in der Probsteigasse

Beim Sprengstoffanschlag des NSU in einem Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse wurde Masha M., die Tochter des Geschäftsbesitzers mit iranischer Migrationsgeschichte, schwer verletzt. Sie überlebt nur durch ein Glück. Der zweite Anschlag des NSU in Köln traf 2004 die Keupstraße. Über zwanzig Menschen wurden schwer verletzt. Auch hier gab es nur durch Glück keine Toten.

Denkmal zur Erinnerung an die Anschlägen des NSU in der Keupstraße und der Probsteigasse

Am 9. November 2021 beschloss der Rat der Stadt Köln die Annahme des Entwurfs des Künstlers Ulf Aminde als Siegerentwurf des künstlerischen Wettbewerbs für die Errichtung eines Denkmals zu den Anschlägen des NSU in der Keupstraße und der Probsteigasse. Damit folgte der Rat der Stadt Köln dem einstimmigen Votum der Jury. Als Standort für die Aufstellung des Denkmals wurde ein circa 550 Quadratmeter großer Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße beschlossen. Diesen Platz stellen Investoren der Firma Gentes zur Verfügung.

Der Siegerentwurf von Ulf Aminde

Ulf Aminde, geboren 1969, ist Künstler und Filmemacher und lebt in Berlin. Er lehrt als Professor an der Weissensee Kunsthochschule Berlin. Sein Entwurf sieht folgende Idee vor: Ausgehend von dem Haus in der Keupstraße 29 wird der Grundriss der Bodenplatte abgenommen. In exakt demselben Winkel und parallel zu dem originalen Haus wird eine Bodenplatte in circa 30 Centimeter Stärke an dem dem Denkmal zugewiesenen Platz errichtet. Die Bodenplatte hat ein Maß von circa 6 mal 25 Meter.

Mittels App – ein modernes und nachhaltiges Denkmal

Einen wesentlichen Teil des Denkmals bildet eine App, die über ein WLAN-Netz im Bereich der Bodenplatte abrufbar sein wird. Sie lässt virtuell Wände aus Filmen entstehen. Sie enthalten beispielsweise Dokumentationen zum NSU-Komplex, zu Alltags-Rassismus oder auch Musikvideos. Vor allem Schüler*innen, Studierende, Anwohner*innen des Viertels und Betroffene von rassistischen Angriffen können sich auch zukünftig an der Erstellung neuer Apps beteiligen. Dadurch wird das Denkmal zu einem sich immer wieder erneuernden, modernen Medium. Es dient dem Zusammenleben und der Demokratieförderung.

Lern- und Erinnerungsort

Das Denkmal auf dem Birlikte-Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße soll sich zu einem Lern- und Erinnerungsort entwickeln. Das wesentliche Element des Denkmals besteht in der Tatsache, dass mittels der Entwicklung von Filmen das Denkmal immer wieder aktualisiert wird. Hierfür wird ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben, der von einer Jury organisiert wird. Einrichtungen wie Schulen und die Hochschule für Medien werden unmittelbar einbezogen. Zudem bietet das Denkmal eine Bühne für Veranstaltungen. In den Veranstaltungen kann an die Opfer der NSU-Anschläge gedacht und über Formen des aktuellen Rassismus informiert werden.

So wird das zukünfige Denkmal nicht nur ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern rechten Terrors sowie den Betroffenen von Rassismus und Diskriminierung. Es regt auch zur Auseinandersetzung mit dem aktuellen Rechtsextremismus und Rassismus an.

Quelle des Textes: Stadt Köln: Denkmal zu den Anschlägen des NSU in der Keupstraße und der Probsteigasse

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