Heute vor 11 Monaten begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Am 24. Februar 2022 gab der russische Präsident Wladimir Putin eine Kriegserklärung im russischen Fernsehen ab. Gleichzeitig griff das russische Militär mehrere Regionen der Ukraine an. Seitdem kostet dieser Krieg jeden Tag Menschenleben auf beiden Seiten. Zerstörte Städte, unbewohnbare Dörfer und Millionen Menschen auf der Flucht. Ein Ende der Kampfhandlungen scheint nicht in Sicht.

Nach Deutschland

Viele Geflüchtete aus der Ukraine haben es nach Deutschland geschafft und relativ schnell staatliche Unterstützung erhalten. Noch rascher sind ab dem 24. Februar 2022 spontane Hilfsaktionen von Privatpersonen und zivilgesellschaftlichen Organisationen angelaufen. Unzählige Freiwillige haben bis zur Erschöpfung Erstversorgung geleistet und helfen auch weiterhin in allen wichtigen Bereichen, um den Geflüchteten aus der Ukraine das Ankommen in Deutschland zu erleichtern.

Rückblick nach fast einem Jahr

Nach fast einem Jahr des Angriffskrieges und der damit verbundenen Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine ist es Zeit, auf die Erfahrungen der deutschen Zivilgesellschaft zurückzublicken. Dies leistet die Broschüre „Flucht aus der Ukraine“ des Kompetenznetzwerkes für das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft, in dem Gegen Vergessen – für Demokratie e.V. als einer von sechs Trägern, gefördert über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Familienministeriums, arbeitet. Jeder der sechs Träger hat eine andere Perspektive auf die Hilfe für Geflüchtete, die sich in der Broschüre wiederfindet. Unser Blog wird in der nächsten Zeit einige dieser Perspektiven näher betrachten. Für heute richten wir unseren Blick auf die Hilfe für

Geflüchtete in Ostdeutschland

Nane Khachatryan und Yaroslav Emilianov von DaMOst haben für die Broschüre Mitarbeiter*innen von fünf Vereinen aus Ostdeutschland nach ihren Erfahrungen in der Ukrainehilfe gefragt. Als Hauptproblem wurde dabei die Erschöpfung der Ehrenamtlichen durch die anhaltende Hilfe genannt Die Geflüchteten unterstützen und gleichzeitig „sich selbst unterstützen, um das Leid zu verarbeiten“, so bringt eine Mitarbeiterin des Ukrainisch-Deutschen Kulturzentrums Schwerin das Problem auf den Punkt. In den Interviews zeigt sich, wie unterschiedlich die einzelnen Vereine und Migrant*innenorganisationen auf ihre Hilfstätigkeit vorbereitet waren.

Helfen seit 2014

Die meiste Erfahrung brachte der Verein Ukrainische Landsleute in Thüringen e.V. mit, der 2014 gegründet wurde, um nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und den beginnenden Kämpfen in der Ostukraine geflüchteten Ukrainer*innen zu helfen.

Gegründet über Telegram

Andere Vereine entstanden direkt nach dem 24. Februar 2022, so zum Beispiel der Verein Leipzig helps Ukraine, der zunächst als Telegram-Gruppe mit 30 Leuten startete und heute auf Telegram 9000 Mitglieder umfasst, die Geflüchteten online und offline Hilfe zu verschiedenen Themen anbieten. In den Interviews wird klar, dass alle Vereine ihre Maßnahmen über Social Media koordinieren.

Vereine und Kommunen

Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Ehrenamtlichen vor Ort klappt nicht immer reibungslos. Vereine wünschen sich Ansprechpartner*innen in den zuständigen Behörden, damit sie wichtige Informationen erhalten und an Geflüchtete weitergeben können. Es zeigt sich auch, dass Geflüchtete häufig den staatlichen Stellen nicht trauen und sich lieber an Vereine und Initiativen wenden. Nur wenn staatliches und zivilgesellschaftliches Handeln Hand in Hand geht, gelingt das schnelle Ankommen und Einleben in Deutschland.

Unterschiedliche Schwerpunkte

Die befragten Vereine bieten nicht alle die selben Dienstleistungen an, sondern haben sich spezialisiert. So organisiert der Förderverein der Deutschen aus Russland in Sachsen-Anhalt Sprachkurse für Frauen und übernimmt auch die Betreuung von Kindern, während die Mütter am Sprachkurs teilnehmen. Auch der Verein Einsetzen statt Aussetzen – ESTAruppin bietet Kinderbetreuung an, aber speziell für diejenigen Kinder, die noch in Erstaufnahmeeinrichtungen wohnen und daher noch nicht in Schulen und Kitas gehen.

Keine ehrenamtlichen Dauerlösungen

Die Interviews machen deutlich: Ehrenamtliche leisteten und leisten unglaublich viel für Geflüchtete, brennen aber aus, wenn sie dauerhaft staatliche Strukturen ersetzen.

Die ganze Broschüre „Flucht aus der Ukraine“ hier zum Download

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Über den Autor

Dennis R.

Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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