Im digitalen We Refugees Archiv findet ihr eine Vielstimmigkeit von individuellen Flucht- und Exilerfahrungen in Vergangenheit und Gegenwart. [Siehe hierzu auch die Blogbeiträge Palermo – Stadt der Aufnahme; Paris – Hauptstadt der Zuflucht; Berlin als Zufluchtsort.] Um mit diesen Selbstzeugnissen in einer Gruppe zu arbeiten, stehen im Praxisteil des Archivs Bildungsangebote zur Verfügung (Altersempfehlung: Mind. 16 Jahren). Sie setzen sich mit der Heterogenität von Fluchterfahrungen auseinand, zeigen aber auch die Verknüpfungspunkte von Fluchterfahrungen aus der NS-Zeit und heute auf.   

Zwei Bildungsmodule des "We Refugees Archivs" stellen wir auf unserem Blog vor. Bildungsmodul I findet ihr hier: „Was ist Heimat?“

Wahrnehmung, Identität und Fremdzuschreibung 

„Vor allem mögen wir es nicht, wenn man uns ‚Flüchtlinge‘ nennt.“ (Hannah Arendt 1943) 

Hannah Arendt in ihrem Essay „We Refugees“. Der Essay erschien 1943 in der jüdischen Zeitschrift „Menorah Journal“.

Das Bildungsmodul „Flüchtling, Geflüchtete oder … – wie soll ich sagen?“ setzt sich mit unterschiedlichen Erfahrungen und Interpretationen der Geflüchteten aus den 1930er und 1940er Jahren und heute auseinander. Das Modul bricht dabei mit der dominanten Opferperspektive bzw. Perspektive der Hilfsbedürftigkeit und gibt damit den Geflüchteten als aktiv Gestaltende in Vergangenheit und Gegenwart eine Stimme. Ihre Aussagen, wie sie sich selbst wahrnehmen und was ihnen von außen zugeschrieben wird, stehen im Zentrum über die Auseinandersetzung um die Begriffe „Geflüchtete*r“, „Flüchtling“ oder… 

Brainstorming, Paararbeit und Reflexion in der Gesamtgruppe 

„Welche Begriffe fallen euch für Menschen ein, die ihre Heimat verlassen müssen?“. Das ist die Startfrage für das gemeinsame Brainstorming zu aktuellen und historischen Begriffsbezeichnungen mit seinen unterschiedlichen Konnotationen in Gegenwart und Vergangenheit.       

Erst danach geht es in 2er Kleingruppen an die ausgewählten Selbstzeugnisse aus dem We Refugees Archiv. In einer Textanalyse beschäftigt ihr euch mit der Wahrnehmung der Geflüchteten selbst, der dahinterstehenden Identitätsfrage sowie den möglichen Fremdzuschreibungen heute sowie in der NS-Zeit.  

Kontinuitäten und Brüche 

Ziel dieser Methode ist es, Erfahrungen zusammenzudenken, um ein tieferes Verständnis von Flucht und Exil zu erreichen. Es geht nicht darum, Erinnerungen in Konkurrenz zu setzen. Vielmehr geht es um das Aufzeigen von Verbindungen, von Kontinuitäten wie auch Brüchen, die für die heutige Erinnerungsarbeit und Bildungsarbeit in einer Migrationsgesellschaft von großer Attraktivität und Bedeutung sind.  

Hier kann das Bildungsmodul kostenfrei heruntergeladen werden: „Flüchtling, Geflüchtete oder … – wie soll ich sagen?“ 

Titelfoto: Bild von wal_172619 auf Pixabay, gemeinfrei 

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Über den Autor

Anne von Oswald

ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet bei "minor – Projektkontor für Bildung und Forschung"

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