Heute vor einem Jahr erschoss ein Angreifer in der Stadt Hanau innerhalb von zwölf Minuten neun Menschen: Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Paun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saracoglu. Kurze Zeit später tötete der Täter auch seine Mutter und dann sich selbst. In Zusammenhang mit seiner Tat veröffentlichte er ein Manifest, in dem er von einer weltweiten rassistischen Massenvernichtung phantasierte. Mich interessiert, wie heute an die rassistischen Morde erinnert wird.

Gedenktafeln an beiden Tatorten

Schon vor einigen Monaten wurden in Hanau an den Tatorten des 19. Februar Gedenktafeln mit den Namen und Fotos der Opfer angebracht und vom Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky eingeweiht.

Offizielles Gedenken

Hessens Innenminister Peter Beuth hat anlässlich des ersten Jahrestags der rassistisch motivierten Morde von Hanau für diesen Freitag für alle öffentlichen Gebäude und Dienststellen des Landes Hessen landesweite Trauerbeflaggung angeordnet. Die Stadt Hanau selbst erinnert mit einer Website, die heute freigeschaltet wird, an die Bluttaten.

Die Hessische Landesregierung veranstaltet heute Abend eine feierliche Gedenkstunde für die neun Opfer des rassistischen Terroranschlags. Die Veranstaltung findet unter strengen Hygiene-Regeln im Congress Park Hanau mit rund 50 geladenen Gästen statt, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Familien der Opfer.

Initiative 19. Februar Hanau

Während das offizielle Gedenken sich auf den Jahrestag konzentriert, arbeiten zivilgesellschaftliche Initiativen permanent an der Erinnerung an die Hanauer Opfer, allen voran die „Initiative 19. Februar Hanau“, die sich kurz nach den Anschlag gegründet hat und in der sich auch Angehörige der Opfer organisiert haben. Die Initiative hat in der Nähe des Tatortes Heumarkt ein Ladenlokal angemietet, um als Anlaufstelle vor Ort zu dienen. Zum Jahrestag hat sie einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie „Taten statt Worte“ fordert.

Erinnern nicht nur in Hessen

Auf der Website der Initiative findet sich auch eine Liste von Gedenkveranstaltungen, die zeigt: Die Erinnerung an den 19. Februar 2020 ist keine Hanauer und auch keine hessische Angelegenheit. Sie wird bundesweit in vielen Städten durchgeführt, allerdings erschwert durch die Pandemiebedingungen

Erinnern im Netz

Viele Initiativen und Organisationen haben auf Vor-Ort-Veranstaltungen verzichtet und verlagern das Gedenken ins Netz. So auch die neuen deutschen organisationen (ndo), Mitglied im Kompetenznetzwerk „Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft“ des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Schon am 17. Februar luden die ndo zur Online-Veranstaltung „Say their names – 1 Jahr nach Hanau“ ein. Aus dem Schauspielhaus in Frankfurt am Main wurde gestern Abend die Podiumsdiskussion „Hanau — (K)Ein Anschlag auf uns alle“ als Livestream übertragen, an der auch Saba-Nur Cheema von der Bildungsstätte Anne Frank teilnahm. Und wer eine Reportage von Sham Jaff und Alena Jabarine über das Attentat von Hanau als Podcast hören möchte, kann dies auch tun. Und die ARD hat noch bis zum 25. Februar die Reportage „Anschlag in Hanau – ein Jahr danach“ in der Mediathek.

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Über den Autor

Dennis R.

Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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