Heute vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Seitdem vergeht kein Tag ohne Blutvergießen. Zerstörte Städte, unbewohnbare Dörfer und Millionen Menschen auf der Flucht, das ist die traurige Bilanz dieses Kriegsjahres.

In Deutschland

Viele Geflüchtete aus der Ukraine haben es nach Deutschland geschafft. Sie haben relativ schnell staatliche Unterstützung erhalten. Noch rascher sind spontane Hilfsaktionen von Privatpersonen und zivilgesellschaftlichen Organisationen angelaufen.

Sprache hilft

Bei der Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine spielen Menschen eine besondere Rolle, die Russisch oder Ukrainisch sprechen. Sie sind wichtige Türöffner für die Ankommenden und können allein schon durch die Sprache eine Brücke zu den Geflüchteten bauen.

Ein Dachverband

Viele russisch- und ukrainischsprachige Menschen in Deutschland sind Mitglied in einer der 52 Organisationen, die der Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE) vertritt. Der BVRE ist mit Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. und weiteren Organisationen auch Teil des Kompetenznetzwerkes „Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft„. Wir kennen also die Kolleg*innen vom BVRE und arbeiten eng mit ihnen zusammen. So haben wir z.B. ein Monat nach Kriegsbeginn im März 2022 gemeinsam den Webtalk „Was der Krieg für die ukrainisch- und die russischsprachige Diaspora in Deutschland bedeutet“ veranstaltet.

Stellungnahme am 1. Kriegstag

Der BVRE reagierte auf den Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sofort am 24. Februar 2022 mit einer Erklärung, in der er sich deutlich gegen den Krieg aussprach. Darin versprach der Verband auch im Blick auf diejenigen, die vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland flüchten:

Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um diesen Menschen zu helfen. Dies ist unsere professionelle und menschliche Pflicht.

BVRE

Dieses Versprechen löst der Verband seit einem Jahr ununterbrochen ein.

Neue Projekte

So sind z.B. viele Projekte für Geflüchtete in den Mitgliedsorganisationen des BVRE neu entstanden, wie z.B. Freiwilligenteams an Bahnhöfen, neue Kurse für geflüchtete Kinder, Infoveranstaltungen für Eltern, Projekte für geflüchtete Arbeitssuchende. Gefördert vom Familienministerium konnte der BVRE außerdem ein Patenschaftsprojekt für geflüchtete ukrainische Senior*innen ab Juli 2022 starten. Mit Hilfe ukrainisch- oder russischsprachiger Pat*innen fanden so ältere geflüchtete Menschen zu einem selbständigen Leben in Deutschland und ermöglichten Anschluss an bestehende soziale Netzwerke. Auch für geflüchtete Schüler*innen funktionieren solche Patenschaftsmodelle, bei denen ältere russisch- oder ukrainischsprachige Schüler*innen in Beziehung treten mit jüngeren Geflüchteten und ihnen im Schulalltag helfen. Yulia Grishakov stellt in ihrem Beitrag „Bürgerschaftliches Engagement“ in der kürzlich erschienen Broschüre „Flucht aus der Ukraine“ diese und andere Projekte ausführlich vor.

Politische Bildung

Neben der praktischen Hilfe für ukrainische Geflüchtete im Alltag ist dem Verband auch die politische Bildung innerhalb der russischsprachigen Community besonders wichtig. Viele russischsprachige Familien in Deutschland kommen aus der Ukraine, fast jeder habe Verwandte oder Freund*innen dort, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des BVRE, Anastasia Sudzilovskaya, in einem Interview für das BPB-Magazin. Gleichzeitig, so Sudzilovskaya, wurde der Angriffskrieg in der Ukraine zum größten Streitthema in der russischsprachigen Community. Deshalb bietet der BVRE Workshops zum Thema Konfliktkommunikation und Medienkompetenz an.

Erinnerungskultur

Ein weiteres Thema, das den BVRE im Bereich der historisch-politischen Bildung beschäftigt, ist der Umgang mit Erinnerungskultur in der russischsprachigen Community. In unterschiedlichen Formaten werden hier gängige Geschichtsnarrative untersucht und diskutiert, auch um der Propaganda Putins, die Geschichte als Waffe benutzt, etwas entgegenzusetzen.

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Über den Autor

Dennis R.

Dennis R. arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.

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