In Dresden kommt Anfang Juli ein besonderes Theaterstück zur Aufführung. „Dinnor on se Bood“ lädt das Publikum zu einer Kreuzfahrt ein. Auf dieser Kreuzfahrt werden einzelne Facetten der Migrationsgeschichte Ostdeutschlands teils ernst, teils satirisch thematisiert und aufgeführt.

Das Theaterstück basiert teilweise auf biografischen Erfahrungen der neun Mitspielenden. Es wurde von der neunköpfigen Gruppe selbst entwickelt. Alle Mitspielenden haben eine Migrationsgeschichte oder sind BPoC. Sechs Monate lang haben sie im Rahmen der „Bürgerbühne“ in den Räumen des Staatsschauspiels Dresden ehrenamtlich geprobt. Dabei wurden sie angeleitet von dem erfahrenen Regisseur Anis Hamdoun, der selbst aus Syrien stammt.

Internationale Seite der Sächsischen Geschichte

Die DDR hatte in den 1970er und 1980er Jahren mit Vietnam, Mosambik und anderen Ländern Verträge abgeschlossen. Ziel war es, ausländische Arbeitskräfte für befristete Zeit ins Land zu holen. Zudem kamen Menschen zum Studieren oder für politisches Asyl in die DDR, z. B. aus Palästina, dem Senegal, oder Kuba. In den zwei Jahrzehnten nach der Friedlichen Revolution fanden sogenannte „Spätaussiedler:innen“ und „jüdische Kontingentflüchtlinge“, vor allem aus Russland, Kasachstan und der Ukraine, in Sachsen eine neue Heimat. Bereits vor 2015 lebten damit viele Menschen in Sachsen, die aus ihren Heimatländern geflüchtet waren oder in dem Bundesland einen passenden Arbeits- bzw. Studienplatz gefunden hatten.

„Viele wissen gar nicht, wie vielfältig die Gesellschaft im Osten ist. Über hunderttausend Menschen aus aller Welt kamen zum Arbeiten oder zum Studieren in die ehemalige DDR. Mein Vater zum Beispiel kam als ehemaliger Vertragsarbeiter aus Vietnam“, erzählt Gruppenmitglied Paolo Le van. „Mit dem Theaterstück können wir diese und viele andere Teile der ostdeutschen Gesellschaft hoffentlich sichtbarer machen und unsere eigenen Geschichten erzählen.“

Für das Theaterstück Zusammenarbeit von Staatsschauspiel Dresden mit Forschungsprojekt

Unterstützung fand die Gruppe durch das Team des Bürgerforschungsprojekts „MigOst – Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen“. Dabei führten das Projekt die beiden Technischen Universitäten Dresden und Cottbus gemeinsam mit dem Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland e.V. durch.

In dem Projekt geht es um die ostdeutsche Migrationsgeschichte von der DDR-Zeit über die Wende bis in die Gegenwart. Mehr Infos zu MigOst hier: https://www.damost.de/projekte/migost/

Tickets

„Dinnor on se Bood“ wird am 6. und 7. Juli 2023 im Kleinen Haus 3 des Staatsschauspiels Dresden zu sehen sein (Eintritt: 6,00 €). Kartenbestellung auf der Website des Staatsschauspiels: https://www.staatsschauspiel-dresden.de/spielplan/a-z/dinnor-on-se-bood/

Titelbild: Wandertag. Vietnamesische Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter in der DDR machen eine Schiffsfahrt auf der Elbe in die Sächsische Schweiz. Foto: HungCaoThe

Über den Autor

Julia Solinski

Julia Solinski ist Mitarbeiterin im Projekt „MigOst – Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen“ beim Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland (DaMOst e.V.).

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