Wenn wir Menschen unsere Heimat verlassen, um uns an einem anderen Ort niederzulassen, reisen wir nie ohne Gepäck. Die Orte, in denen wir aufwachsen, die Personen, die uns geprägt haben, begleiten uns: Oft in Form von Gegenständen und den damit verbundenen Erinnerungen. In diesen Beiträgen erzählen Menschen über die Gegenstände, die sie mit ihrer Heimat verbinden. Heute berichtet Jeannie G. von ihrem “Mitbringsel” aus Dänemark.
Zuwanderungsgeschichten
Kaum eine andere Stadt in Deutschland ist so durch das Thema Migration geprägt wie Wolfsburg. Den Gegenständen, die die Zuwanderungsgeschichten hinterlassen haben, widmete sich das “Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation” in Wolfsburg.
Die Autoren Alexander Kraus und Aleksandar Nedelkovski veröffentlichten die entstandenen Interviews in ihrem Sammelband: Mitgebracht. Eine Zuwanderungsgeschichte Wolfsburgs.
Der Dannebrog aus Dänemark – Jeannie G. erinnert sich
Ich bin in Kopenhagen geboren und aufgewachsen. Und als richtige Dänin brauche ich auch eine dänische Flagge. Das ist anders als bei den Deutschen – man kann uns in Bezug auf die Nationalflagge nur schlecht mit ihnen vergleichen, denn wenn ein Däne seine Landesfahne sieht, reagiert er sofort darauf.
Bei den Deutschen, so scheint es mir, ist das anders: Sie schämen sich fast ein wenig dafür. Jedenfalls war das gewiss bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 so. In Dänemark wird kein Geburtstag gefeiert, ohne dass eine dänische Flagge auf dem Tisch steht, das gehört einfach dazu.
Wenn ich unseren Dannebrog sehe, die „Flagge der Dänen“, das weiße Kreuz auf rotem Grund, bin ich mit meinen Gefühlen wieder in in der Heimat. „Heimatverbunden“ – das klingt so groß, aber ja, es ist ein Teil von mir.
Ein Teil der dänischen Kultur
Zuhause, in Kopenhagen, hatten wir – wie so viele Menschen in Dänemark – sogar eine Fahnenstange im Garten, was in Deutschland eher selten zu sehen war. Unsere Fahne wurde dann zu verschiedenen Anlässen feierlich gehisst. Auch sonntags haben wir immer geflaggt, den Dannebrog abends dann aber wieder eingeholt, denn keine Fahne darf nach dem Sonnenuntergang noch gehisst sein.
Es gibt dafür richtige Flaggenregeln. Eine kleine dänische Flagge musste auf jeden Geburtstagtisch, und sie kam auch zu anderen feierlichen Anlässen und Familienfesten auf den Tisch. Das ist Teil unseres Alltagslebens. Ich bin mir sicher: In jedem dänischen Haushalt findet sich ein Dannebrog.
Als ich später meinen Mann kennenlernte, einen Deutschen, war es meiner Mutter sehr wichtig, sowohl eine deutsche als auch eine dänische Flagge auf den Tisch zu stellen, wenn wir zu Besuch kamen. Und so wurden auch meine Kinder von mir geprägt und beeinflusst.
Als meine Mutter sechzig wurde, hatten wir den ganzen Weg von der Straße zu ihrem Haus mit vielen kleinen Papierfähnchen dekoriert. Es ist verrückt mit den Flaggen bei uns. Es sah wirklich toll aus.
Die Verfasser
Der vorliegende Geschichte zum Land Dänemark entstammt dem Band: Alexander Kraus, Aleksandar Nedelkovski (Hg.), Mitgebracht, Eine Zuwanderungsgeschichte Wolfsburgs. ecrivir Verlag, Hannover 2020. Er wurde in Kooperation mit dem “Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation” der Stadt Wolfsburg an dieser Stelle veröffentlicht.
Die Interviews wurden durch Aleksandar Nedelkovski geführt, die Texte wurden von Alexander Krausverfasst. Das Foto des Dannebrog nahm der Fotograf Ansgar Wilkendorf auf.
Hallo Michele. Ich suche seit mehreren Jahren nach meinen Familienangehörigen. Ich komme aus Velbert, Rand des Ruhrgebietes (bei Essen). Ich habe festgestellt, dass es wahrscheinlich familiäre Verbindungen zu Menschen aus Dänemark (Norwegen, Finnland…) gibt. Einige Vorfahren heissen Soerensen, Jacobson. Murmann (ich bin geb. Maurmann). Ich kann bisher nicht herausfinden, wann und warum diese in den Westen Deutschlands immigriert sind. Weisst du etwas darüber?
Liebe Astrid Kunz,
danke für Ihre Nachricht. Leider können wir Ihnen bei Ihrer Ahnenforschung auch nicht weiterhelfen. Da haben wir keinerlei Erfahrung oder Wissen.
Alles Gute für Ihre Suche!
Beste Grüße
RW