Lebt ein Mensch über einen längeren Zeitraum unfreiwillig außerhalb seines Heimtlandes, so handelt es sich um ein Exil. Ein Aufenthalt im Exil kann eine einzelne Person oder eine ganze Menschengruppe betreffen. Das Wort Exil kommt vom Lateinischen „exilium“ und bedeutet so viel wie „in der Ferne leben“ oder auch „Verbannung“.
Warum gehen Menschen ins Exil?
Die Gründe für das Leben im Exil sind verschieden. Einige Menschen werden z.B. aufgrund ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung, ihrer sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität (siehe auch LGBT-Migration) in ihrem Heimatland verfolgt. Oder entfliehen der Zwangsherrschaft einer Diktatur. Sie verlassen ihren Staat – das heißt, sie emigrieren – und wandern in ein sicheres Land ein. In diesem ausländischen Staat leben sie dann „im Exil“.
Menschen im Exil werden auch „Exilanten“ genannte. Gleichzeitig sind sie „Migranten“, weil sie nicht in ihrem Herkunftsland leben (das lateinische Wort „migrare“ bedeutet „wandern“ oder „auswandern“). In Deutschland und einigen anderen Ländern können Menschen im Exil unter gewissen Voraussetzungen einen Antrag auf Asyl stellen, so dass sie nicht ohne Weiteres wieder in ihr Heimatland abgeschoben werden können.
Freiwilliges Exil und Zwangsexil
Freiwilliges Exil
Eine Auswanderung kann mitunter als freiwilliges Exil bezeichnet werden. Hierzu zählen z.B. Menschen, die aus Begsieterung für ein anderes Land auswandern.
Zwangsexil
Menschen, die aufgrund schwieriger äußerer Umstände ihr Heimatland verlassen, gehen in ein Zwangsexil. Dazu zählen u.a. Millionen europäischer Jüdinnen und Juden, die in der Zeit des Nationalsozialismus nur durch das Exil dem Holocaust entgehen konnten.
Schutzsuchende (Exilanten) in Deutschland 2023
Zum Jahresende 2023 waren in Deutschland rund 3,17 Millionen Menschen als Schutzsuchende im Ausländerzentralregister (AZR) erfasst. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stieg die Zahl der registrierten Schutzsuchenden gegenüber dem Vorjahr um etwa 95 000 oder 3 %. Schutzsuchende sind Ausländerinnen und Ausländer, die sich nach Angaben des AZR unter Berufung auf völkerrechtliche, humanitäre oder politische Gründe in Deutschland aufhalten. Neben Ukrainerinnen und Ukrainern (977 000 Personen; -3 % zum Vorjahr) waren die meisten Schutzsuchenden syrische (712 000; +6 %), afghanische (323 000; +13 %), irakische (200 000; -5 %) oder türkische (152 000; +51 %) Staatsangehörige. Zusammen stellten diese fünf Staatsangehörigkeiten fast drei Viertel aller Schutzsuchenden.
Gesellschaft für Exilforschung e.V.
Die Gesellschaft für Exilforschung e.V. (GfE) versteht sich als Plattform zur Koordination, Vernetzung und Sichtbarmachung einer interdisziplinären Erforschung des deutschsprachigen Exils seit 1933 und seiner Folgen bis in die Gegenwart. Sie widmet sich auch der Frage, inwiefern aktuelle Phänomene von Flucht, Vertreibung und Exil im Kontext dieses historischen Wissens und seiner gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Implikationen beschrieben und verstanden werden können. Die 1984 gegründete Gesellschaft bündelt Forschungen, die Umstände der Flucht sowie Lebens-, Arbeits- und Integrationsbedingungen der Emigrierten wie auch Möglichkeiten der Remigration rekonstruieren.
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