Die Diskussionen um eine Rassismusstudie in der Polizei hatten sich in den letzten Monaten verdichtet. Diese wurde im Oktober allerdings von Innenminister Seehofer abgelehnt. Beauftragt wird nun eine Untersuchung des Polizeialltages. Mit der Diskussion um die Rassimusstudie einher ging jedoch auch die Forderung, den Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte in der Polizei deutlich zu erhöhen. Es stellt sich also die Frage, wie vielfältig die Polizei aktuell eigentlich ist?

In mehreren Bundesländern hat der Anteil von Polizistinnen und Polizisten mit Migrationshintergrund zugenommen

Das zeigt eine Recherche des MEDIENDIENSTES INTEGRATION im Februar 2019. Dennoch bleiben Menschen aus Einwandererfamilien bei den Neueinstellungen unterrepräsentiert. Mit zwei Ausnahmen.

Zum dritten Mal veröffentlichte der MEDIENDIENST INTEGRATION im Februar 2019 eine Studie zum Thema: „Wie entwickelt sich die Vielfalt bei der Polizei?“.  

Das Ergebnis:

• In vielen Landespolizeien ist der Anteil in den letzten Jahren gestiegen – vor allem dort, wo Kolleginnen und Kollegen aus Einwandererfamilien aktiv angeworben wurden.

• Vergleicht man die Zahlen der Neueinstellungen mit dem Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Landesbevölkerung, zeigt sich: Menschen mit Migrationshintergrund sind nach wie vor unterrepräsentiert. Einzige Ausnahmen sind Berlin und Sachsen-Anhalt.

Erhebung der Daten

Insgesamt elf Bundesländer konnten dazu Daten liefern. Nicht alle Bundesländer erfassen Daten zum Migrationshintergrund bei der Polizei.  In der Regel beziehen sich die Daten auf Bewerberinnen und Bewerber und/oder neu eingestellte Mitarbeitende. Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen erheben keine Daten zum Migrationshintergrund. Auch die Angaben der Länder sind nicht ohne Weiteres miteinander vergleichbar. Doch lässt sich jeweils eine Entwicklung nachzeichnen. Es zeigt sich: In vielen Landespolizeien ist der Anteil von Bewerbern und neu Eingestellten mit Migrationshintergrund gestiegen.

Polizei wird vielfältiger

Berlin bleibt auch 2018 das Bundesland mit dem höchsten Anteil von Bewerbern aus Einwandererfamilien: 36 Prozent aller Menschen, die sich 2018 um eine Stelle bei der Polizei beworben haben, hatten eine Migrationsgeschichte. In Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen und im Saarland haben sich 2018 anteilig so viele Menschen mit Migrationshintergrund bei der Polizei beworben wie noch nie.

Bei den neu Eingestellten ist der Anteil von Menschen aus Einwandererfamilien durchgängig geringer als bei den Bewerbungen. Fünf Bundesländer konnten den Anteil von 2017 auf 2018 erhöhen, in zwei Ländern ist der Anteil hingegen gesunken.

Zahl der neueingestellten Polizistinnen und Polizisten mit Migrationshintergrund im Vergleich zur Landesbevölkerung

Vergleicht man den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund im Bundesland mit dem Anteil der neu eingestellten Menschen mit Migrationshintergrund in den Polizeidienst, bleibt der Anteil nach wie vor gering. Einzig Berlin und Sachsen-Anhalt lagen über dem Durchschnitt. Während im Bundesland Berlin der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund 2018 bei 29,4 % lag, hatten 32,5 % der neuangestellten Polizistinnen und Polizisten einen Migrationshintergrund. In Sachsen-Anhalt lag der Anteil bei 6,5 % zu 7,3 %

Werbemaßnahmen der Polizei für Menschen mit Migrationshintergrund

Die Studie ergab, dass in fast allen Bundesländern die Polizei inzwischen gezielt Menschen mit Migrationshintergrund anspricht. Besonders in Berlin und Nordrhein-Westfalen haben spezifische Werbekampagnen dazu geführt, dass die Zahl der Bewerber aus Einwandererfamilien deutlich zugenommen hat.

Über den Autor

SEITEN:BLICK

arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Der Begriff SEITEN:BLICK steht für die Blicke, die wir links, rechts und hinter "die Dinge" werfen wollen.

Alle Artikel anzeigen