Mitten in Berlin, am Anhalter Bahnhof, befindet sich das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung − ein besonderer Lern- und Erinnerungsort zu Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration in Geschichte und Gegenwart.

Eröffnung nach zwei Jahrzehnten

Nach zwei Jahrzehnten kontroverser Debatte wurde 2021 das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung am Anhalter Bahnhof in Berlin eröffnet – mitten in der Pandemie. Im Mittelpunkt der Ständigen Ausstellung stehen Flucht und Vertreibung der Deutschen im und
nach dem von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieg, mit sorgfältiger
Einordnung in den historischen Kontext des deutschen Vernichtungskrieges in Mittel- und Osteuropa. Etwa zehn Millionen Menschen waren damals betroffen. Dieses Themenfeld nimmt den zweiten Stock der Ausstellungsfläche ein. Im ersten Stock werden zudem politisch, ethnisch und religiös begründete Zwangsmigrationen im 20. Jahrhundert in Europa und darüber hinaus beleuchtet, gegliedert in thematische Aspekte. Zusätzlich gibt es einen Gedenkraum, Zugänge zu Recherchedatenbanken, eine Bibliothek und ein Zeitzeugenarchiv.

Die Architektur des Zentrums ist von unterschiedlichen Lichteinfällen, Beton und einer übersichtlichen, klaren Struktur gekennzeichnet. Foto Bildnachweis: Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Foto: Thomas Bruns.

Veranschaulichung von Einzelschicksalen

Die Kuratorinnen und Kuratoren haben in der Ausstellung viel Wert darauf gelegt, die Geschehnisse anhand einzelner Schicksale zu veranschaulichen. Videoleinwände, auf denen Zeitzeugen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung in Lebensgröße gegenübertreten und Aspekte ihrer Geschichte erzählen, sind eine der eindrucksvollsten Stationen des Dokumentationszentrums. (siehe Titelbild)

Bildungsangebote und Veranstaltungen im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Als Lern- und Erinnerungsort richtet sich das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung speziell an Schulklassen, Jugendgruppen und Erwachsene. Es stehen Führungen durch Vermittlerinnen des Hauses, Workshops mit thematischen und regionalen Schwerpunkten und Fortbildungen für Lehrkräfte auf dem Programm. Im Veranstaltungssaal im Erdgeschoss finden Veranstaltungen wie Lesungen, Filmvorführungen, Vorträge und Diskussionen statt.

Unterrichtsmaterialien

Pädagogischen Fachkräften und Lehrer:innen, die die Themen Vertreibung und Flucht im Unterricht behandeln, den Besuch Ihrer Lerngruppe im Dokumentationszentrum vorbereiten oder einzelne Themen vertiefen möchten, stellt das Dokumentationszentrum kostenfrei digitale Handreichungen zur Verfügung. Die Handreichungen bieten inhaltliche und didaktische Impulse zum Thema Zwangsmigration in Geschichte und Gegenwart. Alle Module

  • knüpfen an ein ausgewähltes Exponat oder einen Einführungsfilm an
  • bieten methodisch vielseitige, operationalisierte Arbeitsaufträge für unterschiedliche Lernniveaus
  • beinhalten Hintergrundtexte, eine Linkliste und separate Kopiervorlagen

Hervorzuheben ist hier die Einführungshandreichung BIOGRAFISCHE ANNÄHERUNG ANS THEMA (ZWANGS-)MIGRATION. Die Handreichung verfolgt das Ziel, dass die Schüler:innen sich mit ihrer Familie, deren Herkunft und Erfahrungen von Migration, Flucht oder Vertreibung beschäftigen. Über den biografischen Zugang wird (Zwangs-)Migration als ein universelles Phänomen in Geschichte und Gegenwart eingeführt. Die Schüler:innen lernen also nicht nur grundlegende Begriffe kennen, sondern stellen Bezüge zu ihrer Lebenswelt her. Dieses methodischer Herangehen eröffnet diversen Gruppen mit und ohne Migrationsgeschichte einen guten Zugang zum Thema und zur Ausstellung.

Titelfoto: Videoleinwände, auf denen Zeitzeugen den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung in Lebensgröße gegenübertreten und Aspekte ihrer Geschichte erzählen, sind eine der eindrucksvollsten Stationen des 
Dokumentationszentrums. 
Foto Bildnachweis: Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Foto: Markus Gröteke

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SEITEN:BLICK

arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Der Begriff SEITEN:BLICK steht für die Blicke, die wir links, rechts und hinter "die Dinge" werfen wollen.

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