Werkstatt Exilmuseum

Am 25. und 26. März öffnete die Werkstatt Exilmuseum in Berlin-Charlottenburg ihre Türen als Interimsstandort für das geplante Exilmuseum am Anhalter Bahnhof. In der Werkstatt wird Besucher*innen die Idee des Exilmuseums vorgestellt und ihnen ein Einblick in die Planung, die Gestaltung, den Fortschritt und die Arbeitsweise des Projekts geboten. Wie der Begriff Werkstatt bereits andeutet, soll der Standort jedoch vor allem zum Mitdenken und Mitgestalten anregen.

Mitdenken und Mitgestalten

Dies geschieht unter anderem in partizipativen Workshops, durch den intensiven Austausch mit Besucher*innen und in diskursiven Veranstaltungen. Die Werkstatt wird zudem als Experimentierfläche genutzt, um neue Vermittlungsformate auszuprobieren und das so gewonnene Feedback in die Gestaltung des Exilmuseums einfließen zu lassen.

Die Idee des partizipativen Ansatzes ist es, den Besucher*innen zu vermitteln, dass sie Teil der Geschichte und der Historiografie sein können. Sie können selber zu Museumsmacher*innen werden, indem sie ihre eigene Perspektive einbringen und sich Fragen widmen wie: Was hat das Thema Exil mit mir persönlich zu tun? Welche Aspekte von Exil sind interessant und relevant für Besucher*innen? Wie kann man Exilgeschichten transportieren und spannend gestalten?

Zielgruppe und Zielsetzung

Die Workshops und Vermittlungsformate der Werkstatt Exilmuseum richten sich vor allem an Schüler*innen ab der 8. Klasse bis zum Abitur sowie an jüngere Schüler*innen ab der 6. Klasse. Mit den Vermittlungsangeboten sollen zudem Besuchergruppen wie Studierende angesprochen werden.

© Stiftung Exilmuseum Berlin

Einen besonderen Fokus legt die Exilwerkstatt zudem auf das Angebot für Menschen mit einer eigenen Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung. Denn ihre Perspektive liefert zum einen wertvolle Hinweise und Denkanstöße für die Weiterentwicklung des Konzepts des Exilmuseums und dessen Inhalte. Zum anderen hat sich in vergangenen Projekten gezeigt, dass die Beschäftigung mit dem historischen Exil das Potenzial birgt, die eigenen Erfahrungen zu verbalisieren und aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Ziel der Werkstatt ist es, das Thema stärker in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und einen Zugang zu Exil schaffen, der stark auf einer biografischen Auseinandersetzung fußt.

Workshops und Führungen

Biografien-Workshop: Pfad des Exils

Im Workshop Pfad des Exils sollen die Teilnehmer*innen sich mit ihrer eigenen Perspektive auf das Thema Exil beschäftigen und ihre Vorannahmen hinterfragen. Daran anschließend geht es darum, anhand von verschiedenen Biografien, die durch Dokumente und Selbstzeugnisse vermittelt werden, den individuellen Umgang mit Flucht und Exil zu erfassen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in einem kreativen Prozess verarbeitet: Die Teilnehmer*innen werden selber zu Ausstellungsgestalter*innen und Museumsmacher*innen, indem sie in einer Modellwerkstatt Objekte zu einer selbst erarbeiteten Exilbiografie herstellen oder sogar eigene kleine Ausstellungskonzepte gestalten.

Ziel ist es, die eigenen Sichtweisen auf das Thema Exil kritisch zu hinterfragen, sich verschiedenen Exilbiografien anzunähern und das Gelernte kreativ zu verarbeiten. Neben der inhaltlichen Kompetenz zum Thema Exil und zu Exilbiografien erhalten die Teilnehmenden ein Gespür dafür wie geschichtliches Wissen entsteht und wie dieses im Museum vermittelt wird. Zusätzlich soll die Konzeption und Gestaltung eines Museums in interaktiver Form veranschaulicht werden.

Mit einem je nach Altersgruppe variierenden Fokus und inhaltlicher Tiefe richtet sich das Format an Schülergruppen ab der 8. Klasse bis zum Abitur.

Führungen

Die Führungen der Werkstatt Exilmuseum sind ein niedrigschwelliges Vermittlungsangebot für angemeldete Gruppen sowie Gruppen von Einzelbesucher*innen. Entsprechend des Gesamtkonzepts der Werkstatt sind auch die Führungen dialogisch. Teilnehmer*innen steht es also offen, ihre Perspektive einzubringen und Aspekte zu diskutieren oder zu hinterfragen.

Da sich die Ausstellungsinhalte mit dem Fortschreiten der Konzeption des Exilmuseums ändern, wandeln sich die Inhalte der Führungen ebenso. Allgemein werden jedoch folgende Themen im Führungsangebot vermittelt:

Die Entstehung des Projektes Exilmuseum und weitere Informationen zur Planung, Gestaltung und dem Standort am Anhalter Bahnhof. Das Exil im Zeitraum 1933-1945 und der Schwerpunkt der Ausstellung auf Biografien. Außerdem wird die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart thematisiert: Wie können aktuelle Exil-Erzählungen einbezogen werden und welche Parallelen zwischen Exil heute und damals gibt es? Insbesondere in Bezug auf die individuellen Erfahrungen von Exilant*innen.

© Stiftung Exilmuseum Berlin

Geplante Workshops

Workshop: Wohin?

Das Workshopformat Wohin? befasst sich mit Exil und Flucht in einem geografischen Sinne und erörtert Fragen wie: Wohin fliehen Menschen? Welche Umstände haben Einfluss auf die „Wahl“ des Ortes? Wie haben sich Menschen im Aufnahmeland ein neues Leben aufgebaut?

Auch hier soll mit einem jeweils unterschiedlichen Fokus und inhaltlicher Tiefe das Format mit Schülergruppen ab der 8. Klasse bis zum Abitur durchgeführt werden.

Sonderformat Kuratierungs-Workshops: Exil heute

Der Bereich „Exil heute“ in der Dauerausstellung des zukünftigen Exilmuseums soll im Rahmen eines Co-Kuratierungskonzept erarbeitet werden: Menschen mit Exilerfahrung sollen die Inhalte gemeinsam mit dem Team der Stiftung entwickeln. Das Team begleitet und moderiert die Workshops und sorgt für den inhaltlichen Rahmen. In mehreren thematisch variierenden Workshops soll eine feste Gruppe von 5-6 Personen verschiedener Herkunftsländer konkrete Inhalte erarbeiten. Ziel ist der Aufbau einer Community, die die Erarbeitung des Exilmuseum Berlin bis zur Eröffnung begleitet, unterstützt und berät.

Events und Veranstaltungen

Die Werkstatt Exilmuseum bietet eine Plattform für unterschiedliche Akteur*innen, die sich mit Flucht und Exil auseinandersetzen. In diesem Rahmen veranstaltet die Werkstatt eine Vielzahl von Events, die sich gleichermaßen mit Exil in der Vergangenheit und Gegenwart beschäftigen. Dazu zählen beispielsweise Lesungen, Vorträge, Filmvorführungen, Kunstperformances und Gesprächsabende. Diese finden in Kooperation mit anderen Organisationen statt, aber auch als eigene Veranstaltungen der Stiftung Exilmuseum Berlin.

Im Mai fand in der Werkstatt beispielsweise eine Kooperationsveranstaltung zum Projekt „Frag nach!“ des Deutschen Exilarchiv 1933-1945 statt. Das Projekt beschäftigt sich anlässlich der schwindenden Zahl der Zeitzeug*innen mit einer alternativen Form der Zeitzeugenschaft. Den digitalen interaktiven Interviews. Das Format erforscht die Möglichkeit, Erinnerungen zu konservieren und für die Zukunft nutzbar zu machen. Im Rahmen der Veranstaltungen konnten Besucher*innen die digitalen Zeitzeugnisse erleben und selbst ausprobieren. Für Schüler*innen gab es die Möglichkeit sich an drei Tagen in Workshops mit den digitalen Zeitzeug*innen-Interviews auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen zu vergangenen und aktuellen Veranstaltungen finden Sie auf der Website der Stiftung Exilmuseum.

Bei Interesse an Führungen oder anderen Bildungsangeboten, stellen Sie Ihre Anfrage an: info@exilmuseum.berlin

Werkstatt Exilmuseum (Stiftung Exilmuseum)

Fasanenstr. 24
10719 Berlin

Öffnungszeiten: Donnerstag von 15–18 Uhr. Außerdem zu Veranstaltungen und auf Anfrage.

Titelbild: © Stiftung Exilmuseum Berlin