Primärmigration bezeichnet den ersten Migrationsvorgang in ein Land an der europäischen Außengrenze.
Der Gegenbegriff von Primärmigration ist Sekundärmigration
Sekundärmigration beschreibt die Bewegung von Geflüchteten von einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union in ein anderes. Das Europäische Parlament nutzt den Terminus »Secondary Migration / Movement«.
Aktuelle Beispiele für Primär- und Sekundärmigration
Flüchten Menschen aus Libyen nach Italien, spricht man von Primärmigration. Italien, Malta, Frankreich, Griechenland, Spanien und die Türkei befinden sich an der europäischen Außengrenze. Damit sind sie die ersten, die „primären“ Länder Europas, die man z. B. über die Mittelmeerroute erreicht.
Auf der anderen Seite steht die Sekundärmigration. Von der spricht man, wenn sich Geflüchtete von einem europäischen Mitgliedsstaat zu einem anderem bewegen. Wie im Falle von 2015, wenn Migrantinnen und Migranten in Griechenland ankommen und über Ungarn nach Deutschland reisen, um dort Asyl zu beantragen.
In Deutschland thematisieren wir Primär- und Sekundärmigration aktuell u.a. im Kontext von Geflüchteten, die in Griechenland, Italien oder in anderen EU-Mitgliedstaaten bereits als schutzberechtigt anerkannt wurden und weiter nach Deutschland migrieren.
Historische Beispiele für Primär- und Sekundärmigration
Es gibt verschiedene historische Beispiele für eine Primär- und anschließende Sekundärmigration.
- Die aus Frankreich stammende Gruppe der Hugenotten (französische Protestanten) wanderte ab Ende des 17 Jh. zunächst in die protestantischen Länder Europas aus. Eine sekundäre Wanderung führte in das niederländische Südafrika, in die USA, in das französische Kanada und nach Russland.
- Im 19. Jahrhundert kam es zu einer Auswanderung der Ruhrpolen in die Industriegebiete an Ruhr und Rhein. Erleichterung erfuhr die Migration dadurch, dass es sich rechtlich um eine Binnenmigration handelte. Damals waren sowohl Aus- als auch Einwanderungsgebiet Teil des Königreichs Preußen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich die wirtschaftliche und politische Lage. Nun war Polen als eigener Staat entstanden und die Wirtschaftslage in Deutschland schlecht. In der Folge kam es im Laufe der 1920er Jahre einerseits zu einer Rückwanderung eines Teils der Ruhrpolen nach Polen. Andererseits kam es zu einer Sekundärmigration in die nordfranzösischen Kohlereviere von Lille und Lens.