Zu Beginn der 2010er Jahre bereicherten zahlreiche neue Begriffe die Debatten um Integration und Zugehörigkeit zu Deutschland. Einer davon ist die Selbstbezeichnung Neue Deutsche. Zunächst umfasste der Begriff vor allem Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund. Als Alternative zu Wörtern, die vor allem die vermeintliche Andersartigkeit gegenüber autochthonen Deutschen, das heißt ohne Migrationsgeschichte, betonen, zielt der Begriff Neue Deutsche auf ihre selbstverständliche Zugehörigkeit. Innerhalb weniger Jahre gründeten sich mehrere Organisationen, die die Selbstbezeichnung im Namen tragen; allen voran die Neuen deutschen Medienmacher*innen (seit 2009) sowie davon ausgehend das Netzwerk neue deutsche organisationen e.V. (seit 2018; mit vorangehenden Events seit 2015).

Wer ist damit gemeint?

Ihr Anliegen ist es bis heute, Deutschland als Einwanderungsland mit diverser Gesellschaft nicht nur anzuerkennen, sondern auch in entsprechendem Maßstab zu repräsentieren. Dazu zählen Partizipationsmöglichkeiten von Schwarzen Deutschen, BIPoC und anderer, oft nicht-deutsch gelesener Menschen in sozialen Initiativen, Bildungsprojekten, im Journalismus uvm. Insofern die Bezeichnung Neue Deutsche eben nicht auf ein anderes Herkunftsland der Familie oder einer Einzelperson hinweist, schließt der Begriff neben Deutschen mit Migrationsgeschichte auch Menschen ohne Migrationsgeschichte ein. Wichtig ist, dass sie sich als Teil einer jungen und für Pluralität einstehenden Generation verstehen.  

Heute ist die Selbstbezeichnung außer in Vereinstiteln kaum noch in Verwendung. Trotz seiner betonten Inklusion lässt der Begriff doch offen, wer sich denn nun Deutsche:r nennen “darf”. Geht es um Staatsangehörigkeit, Aufenthaltsdauer oder um persönliche Zugehörigkeitsgefühle? Für Organisationen wie die Neuen deutschen Medienmacher:innen stellt das “Deutsch-”Sein letzten Endes nicht im Vordergrund. Es geht um Repräsentation aller Menschen in Deutschland, ob sie sich selbst als Deutsche bezeichnen und von staatlicher Seite als solche anerkannt werden oder nicht.

Noch mehr Begriffe und ihre Bedeutung findet ihr unter dem Schlagwort "Glossar". 

Quellen:

Glossar der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) „Neue Deutsche“

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/32367/neue-deutsche-postmigranten-und-bindungs-identitaeten-wer-gehoert-zum-neuen-deutschland/

https://www.deutschlandfunk.de/neue-deutsche-wir-sind-auch-das-volk-100.html

Über den Autor

Ines S.

Ines studiert Public History an der Freien Universität Berlin.

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