Immer mehr Museen beschäftigen sich mit Migration in der eigenen Regionalgeschichte. Neben themenspezifischen Projekten und Sonderausstellungen findet das Thema auch in der ein oder anderen Dauerausstellung seinen Platz. Drei davon werden in diesem Beitrag vorgestellt.

Wege der Migration – LWL-Museum Zeche Hannover

© LWL-Museen für Industriekultur / Sebastian Cintio

Museum

Die Zeche Hannover war das letzte Bergwerk der früheren Bergbaustadt Bochum. Die Stilllegung 1973 und den Abriss 1979 überstanden nur der Malakowturm mit Maschinenhalle sowie das Grubenlüftergebäude. Sie verblieben als Industriedenkmal. Der LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) etablierte die Zeche Hannover als Teil der Museen für westfälische Industriekultur. Seit 1995 ist das Denkmal für die Öffentlichkeit zugänglich und präsentiert neben der Industriegeschichte auch die Regional- und Migrationsgeschichte des Ruhrgebiets.

Ausstellung

Auf einem Rundweg über das Gelände der Zeche Hannover wird Besucher*innen in zwölf Kapiteln die Geschichte des Ruhrgebiets als Einwanderungsland nähergebracht. Seit der Industrialisierung sind Millionen von Menschen in das Gebiet migriert. Auf der Suche nach Arbeit oder einem besseren Leben, aber auch durch Zwangsarbeit und Flucht. Heute leben unter anderem deshalb Menschen aus circa 170 Nationen im Ruhrgebiet.

Die Bild-Text-Tafeln nutzen lokale und biografische Beispiele, um die Migrationsgeschichte vom Beginn der Industrialisierung über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit vor und nach der Wende bis in die Gegenwart zu erzählen.

Weiter Informationen zur Ausstellung und zum Museum finden Sie hier.

Nicht von hier? Migration und Integration im Celler Land – Bomann-Museum Celle

© Bomann-Museum Celle

Museum

Gegründet wurde das Museum 1892 unter dem Namen „Vaterländisches Museum“. 1923 erhielt es seinen heutigen Namen nach dem ersten Direktor Wilhelm Bomann. Das Bomann-Museum Celle ist spezialisiert auf die Stadt- und Regionalgeschichte des Celler Lands und verfügt über eine große Sammlung zur niedersächsischen Volkskunde sowie Kunst- und Kulturgeschichte.

Seit 2013 existiert die Dauerausstellung, die sich nach einer Neugestaltung nun in sieben Rundgängen verschiedenen Themen widmet. Unter anderem der Stadtgeschichte, der Landwirtschaft und Siedlungsstruktur, dem Wandel von Lebensbedingungen und -situation in der Region, der Wirtschaftsgeschichte und der Kunst und Literatur, die der Region entsprungen sind.

Einer dieser Rundgänge beschäftigt sich außerdem mit der Migrationsgeschichte des Celler Lands.

Ausstellung

In „Nicht von hier? Migration und Integration im Celler Land“ zeigt das Museum, wie verschiedene Formen von Migration von jeher die Celler Region beeinflusst haben. Auch in der Gegenwart sind Celle und die Bevölkerung geprägt von den Menschen, die über die Jahrhunderte kamen, sowohl freiwillig als auch unter Zwang und sich hier niedergelassen haben.

Dies will die Ausstellung vermitteln anhand von drei verschiedenen Gruppen, die zu unterschiedlichen Zeiten ins Celler Land migriert sind. Die erste Gruppe sind die hugenottischen Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert. Darauf folgt die Geschichte der Flüchtlinge und Vertriebenen, die es im Zuge des Zweiten Weltkriegs in die Region verschlagen hat. Der Rundgang endet mit den Menschen der êzidisch-kurdischen Gemeinschaft, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Region geflüchtet sind.

Die drei Stationen beleuchten die mit Migration verbundenen Erfahrungen von Fremde, Heimatverlust und Neuorientierung. Auch der Umgang mit alltäglichen Dingen findet seinen Platz. Die Blickachsen in der Ausstellung ermöglichen es zudem, Parallelen zwischen den drei Beispielen zu ziehen sowie Unterschiede zu erkennen.

Ein wichtiger Teil der Ausstellung sind die persönlichen Erinnerungsstücke, die dem Museum zur Verfügung gestellt wurden sowie die Interviews und Zeitzeugenberichte, die dafür sorgen, dass die betreffenden Gruppen selbst zu Wort kommen. Dazu gehören Auszüge aus dem „Journal von Jean Migault“ über die Flucht einer hugenottischen Familie, die Erlebnisse von Geflüchteten nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die Erfahrungen von êzidischen Kurden in Celle.

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Museum finden Sie hier.

VILLA GLOBAL. THE NEXT GENERATION – Jugend Museum Berlin

© Villa Global, Jugend Museum Berlin

Museum

Das Jugend Museum ist eine 1995 aus der regionalgeschichtlichen Arbeit des Schöneberg-Museums entstandene kommunale Einrichtung. Das Jugend Museum gehört zusammen mit dem Schöneberg-Museum und dem Tempelhof-Museum zum Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg.

Die Arbeit des Museums richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren. Es gibt jedoch auch Angebote für Vorschulkinder, Familien und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Es wird großen Wert auf Inklusion und Vielfalt gelegt.

Der interkulturelle Erlebnisort bietet authentische Geschichten und Objekte und ermöglicht kleinen wie großen Besucher*innen einen interesse­geleiteten Zugang zur Regionalgeschichte.

Ausstellung

„VILLA GLOBAL – THE NEXT GENERATION“ ist eine Ausstellung des Jugend Museums zu Migration und Vielfalt in Berlin. Die Ausstellung ist im Rahmen des Modellprojektes „HEIMAT BERLIN. Migrationsgeschichte für Kinder“ entstanden. Dabei handelte es sich um ein …

Programm, in dem die Herkunft als wesentliches Identifikationsmerkmal von Menschen in den Hintergrund rücken sollte, zugunsten einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, die nicht in die Falle der Kulturalisierung und Ethnisierung tappen wollte. Dazu sollte auch die Auseinandersetzung mit der Alltagsgeschichte der Migration gehören, nicht als Anhängsel an die eigentliche Geschichte, sondern als Chance, die historische Vergangenheit der Stadt aus einem multiperspektivischen Blickwinkel neu wahrzunehmen und Erinnerungen von Einwandererfamilien und ihren Nachkommen zu verorten und im historischen Bewusstsein unserer Gesellschaft zu verankern.

Petra Zwaka
(ehemalige Museumsleitung u. Leiterin des Fachbereichs Kunst, Kultur, Museen)

In den 14 Zimmern der Ausstellung hat man die Möglichkeit, deren „Bewohner“ im Alter zwischen 14 und 79 Jahren kennenzulernen. Manche von ihnen sind in Berlin geboren oder wohnen schon lange hier, andere leben erst seit kurzer Zeit in der Stadt. Zu den „Bewohnern“ gehören beispielsweise der israelische Rapper Jonni, Marthe, die aus Ruanda nach Berlin gekommen ist, um ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen oder die Berlinerin Christa, die bereits seit ihrer Geburt 1935 hier wohnt. Ihre Zimmer haben sie alle selbst eingerichtet und über Exponate, Fotos, das Ausstellungsmobiliar, selbst geschriebene Texte und Videointerviews kann man die Menschen hinter den Zimmern kennenlernen.

Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Museum finden Sie hier.

Quellen:
https://zeche-hannover.lwl.org/de/themenschwerpunkt-migration/weg-der-migration/
https://zeche-hannover.lwl.org/de/geschichte/
https://bomann-museum.de/Dauerausstellung/Nicht-von-hier-Migration-und-Integration-im-Celler-Land/
https://bomann-museum.de/Museum/
https://museen-tempelhof-schoeneberg.de/villa-global/
https://www.villaglobal.de/kontakt.html
https://museen-tempelhof-schoeneberg.de/ueber-das-museum/
https://zeche-hannover.lwl.org/de/themenschwerpunkt-migration/migration-ausstellen/
Titelbild: Vorlage - Gerd Altmann auf Pixabay; Bilder - Villa Global, Bomann-Museum Celle, LWL-Museen für Industriekultur/Sebastian Cintio

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