Migration als historisches und gegenwärtiges Phänomen prägt Gesellschaften weltweit. Die folgenden Dauerausstellungen des Deutschen Auswandererhauses, des Museums Europäischer Kulturen und des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung beleuchten die Wanderungsbewegungen in Europa und der Welt. Sie laden ein, Migration als wesentlichen Bestandteil der globalen Geschichte und als Grundlage für kulturelle Vielfalt zu verstehen.

Auswanderung und Einwanderung – Deutsches Auswandererhaus

Foto: PhilippN (Wikimedia)

Museum

Zwischen 1830 und 1974 begann in Bremerhaven, einem der größten Auswanderungshäfen des 19. und 20. Jahrhunderts für etwa sieben Millionen Menschen die Reise von Europa hinaus in die Welt, nach Kanada, Australien, Südamerika und in die USA.

An diesem historischen Ort der Auswanderung befindet sich heute das Deutsche Auswandererhaus, welches am 8. August 2005 erstmals seine Türen öffnete. Das kulturhistorische Erlebnismuseum beschäftigt sich mit neuzeitlichen, zeitgeschichtlichen und aktuellen Themen und hat sich dem Sammeln, Bewahren, Erforschen und Präsentieren der Biografie-, Alltags- und Mentalitätsgeschichte zum Thema Migration verschrieben.

Das Auswandererhaus erweitert zudem regelmäßig seine Themenvielfalt und beleuchtet neue Perspektiven durch Veranstaltungen, Sonder- oder Wanderausstellungen.

Ausstellung

Gemeinsam mit Expert*innen aus Wissenschaft, Handwerk, Kunst und Kultur erarbeitete das Team des Deutschen Auswandererhauses die Dauerausstellung „Auswanderung und Einwanderung“, welche am 26. Juni 2021 feierlich eröffnet wurde.

Der erste Teil der Ausstellung befasst sich mit Auswanderung und dem Leben derer die aus ganz Europa kamen und auf ein besseres Leben an ihrem Reiseziel hofften. Ihre Gründe Europa zu verlassen waren vielfältig, wie Armut, Hunger, Verfolgung oder Perspektivlosigkeit. Besucher*innen können die Reise der Auswander*innen mitverfolgen, von der Abreise in Bremerhaven, über die Ankunft auf Ellis Island bis in den Alltag der Einwander*innen im New York des 19. und 20. Jahrhunderts. In den historisch detailgenau rekonstruierten Ausstellungsräumen ermöglichen unter anderem Medieninstallationen und persönliche Erinnerungsstücke den Besucher*innen die realen Lebensgeschichten unterschiedlichster Auswander*innen kennenzulernen und sich in historische Räume und Orte hineinzuversetzen.

Im zweiten Teil der Ausstellung wird sich dann auf das Einwanderungsland, das Ankommen und die Suche nach einem Zuhause in der Fremde konzentriert. Durch die Perspektive der Einwander*innen sehen Besuchende wie eine Gesellschaft und die Menschen in ihr durch Migration geformt werden. Die Bundesrepublik nach 1945 dient hier als Beispiel um die Auseinandersetzungen um Migration kennenzulernen und über persönliche Erinnerungen von den Hoffnungen und Sorgen realer Einwander*innen zu erfahren.

Abschließen können die Besucher*innen im „Forum Migration“ das Gelernte und die neuen Erfahrungen verarbeiten.

Bildungsangebote

Neben öffentlichen und Gruppenführungen durch die Dauerausstellung werden im Auswandererhaus, welches sich als außerschulischen Lernort versteht spezielle Angebote für Schulklassen bereitgestellt. Dazu gehören Führungen, Workshops und Rallyes zu Themen wie Migration, historische Aus- und Einwanderung, Nationalismus und Krieg, Kolonialismus und Rassismus sowie Flucht und Vertreibung.

Deutsches Auswandererhaus
Columbusstraße 65
D-27568 Bremerhaven

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag (10:00 – 18:00 Uhr)

Kulturkontakte. Leben in Europa – Museum Europäischer Kulturen

Foto: Christian Krug, Museum Europäischer Kulturen (Wikimedia)

Museum

Das kultur- und alltagsgeschichtliche Museum Europäischer Kulturen entstand durch die Zusammenführung der europäischen Sammlung des Museums für Völkerkunde (Ethnologisches Museum) mit der Sammlung des Museums für [Deutsche] Volkskunde aus Ost- und Westberlin im Jahr 1999. Mit dieser Gründung war zudem ein neuer inhaltlicher Fokus auf eine „moderne, kulturanthropologische und -vergleichende Sammlungs- und Forschungstätigkeit mit europäischer Perspektive“ verbunden, der bis heute besteht.

Ausstellung

Die seit 2011 bestehenden Dauerausstellung „Kulturkontakte. Leben in Europa“ des Museums Europäischer Kulturen zeigt auf 700 Quadratmetern eine Vielfalt an Objekte aus den Sammlungen des Museums zu gesellschaftlichen Bewegungen und Abgrenzungen. Thematisiert wird also die kulturelle Begegnung und Vermischung durch Migration in und nach Europa. Es werden zudem Fragen nach Zugehörigkeit und Identität verschiedener Gruppen oder Individuen aufgeworfen.

Die Ausstellung beleuchtet außerdem Europas kulturelle Gemeinsamkeiten anhand besonderer Beispiele und Objekten des Alltags. Diese stammen aus Europa, vom 18. Jahrhundert bis heute. Eine venezianische Prachtgondel aus dem Jahr 1910 symbolisiert hierbei die zentralen Themen: Handel, Reisen, Migration, Medien, Frömmigkeit und kulturelle Verortungen.

Die Ausstellung ist in drei Ausstellungsbereiche gegliedert:

Begegnungen: Dieser Bereich zeigt, wie Handel, Reisen, Medien und Migration die Kultur Europas prägten. Handel und Reisen führten zu neuen Netzwerken und populären Reisezielen, während Medien wie Bilder und Drucke kulturelle Informationen verbreiteten. Migration beeinflusste besonders die Ess- und Genusskultur.

Grenzen: Hier wird thematisiert, wie Menschen ihre Kultur geografisch verorten, sei es lokal, regional, national oder supranational. Die Ausstellung zeigt Beispiele regionaler Trachten und Bräuche sowie nationale Symbole, die das Zugehörigkeitsgefühl stärken. Die Idee einer gemeinsamen europäischen Kultur wird hinterfragt, da sich Europa oft abstrakt und schwer greifbar anfühlt.

Religiosität: Der letzte Bereich beleuchtet die Rolle der Religion und Traditionen, die das Leben in Europa über Jahrhunderte prägten. Ausdrucksformen von Frömmigkeit im Alltag und religiöse Bräuche, wie Weihnachtskrippen und -berge, zeigen die Verbindung von christlichen, jüdischen und islamischen Traditionen und die regionale Vielfalt religiöser Praktiken.

Bildungsangebote

Das Museum Europäischer Kulturen bietet ein breites Spektrum an Bildungsangeboten an. Dazu gehören öffentliche Führungen durch die Ausstellungen, Workshops, Fachgespräche und Werkstätten.

Museum Europäischer Kulturen
Staatliche Museen zu Berlin
Arnimallee 25
14195 Berlin-Dahlem

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag (10–17 Uhr); Samstag und Sonntag (11–18 Uhr)

Die ständige Ausstellung des Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

© Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung © Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Foto: Markus Gröteke

Museum

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung öffnete im Juni 2021 seine Tore. Die noch sehr junge Einrichtung soll als einzigartiger Ort des Lernens und Gedenkens zu Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration, vor allem im Europa des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus dienen. Träger des Zentrums ist die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung.

Neben der Dauerausstellung gibt es noch thematische Sonderausstellungen, sowie vielfältige Bildungsangebote und Veranstaltungen. Zudem beherbergt das Zentrum eine Bibliothek mit einem Zeitzeugenarchiv.

Ausstellung

Die Dauerausstellung beleuchtet die Ursachen und Erlebnisse von Flucht und Vertreibung, den Verlust der Heimat und die Herausforderungen beim Neuanfang in fremden Ländern. Sie behandelt politisch, ethnisch und religiös motivierte Zwangsmigrationen des 20. Jahrhunderts in Europa, mit einem besonderen Fokus auf die Flucht und Vertreibung der Deutschen infolge des Zweiten Weltkriegs.

Der erste Teil der Ausstellung vermittelt ein europäisches Verständnis von Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration durch Beispiele, die die Mechanismen und Dimensionen dieser Phänomene der Moderne veranschaulichen. Die Beispiele reichen von Armenien vor über 100 Jahren über das kriegserschütterte Europa bis zu aktuellen Konflikten. Diese Formen von Migrationen bedeuten für Betroffene Lebensgefahr, Verluste und prägende Neuanfänge, die oft auch noch nachfolgende Generationen beeinflussen.

Im zweiten Teil steht die Flucht und Vertreibung der Deutschen im Vordergrund. Der Zweite Weltkrieg, geprägt von Besatzung und Gewalt durch das nationalsozialistische Deutschland, führte zu einer Nachkriegsordnung mit massiven Grenzveränderungen und Bevölkerungsverschiebungen. Millionen Deutsche flohen oder wurden nach Kriegsende vertrieben. Betroffen waren etwa 14 Millionen, wovon über 600.000 ihr Leben verloren. Die Eingliederung der Vertriebenen prägte die Nachkriegsgesellschaften in Ost- und Westdeutschland nachhaltig. Zudem bleibt die Erinnerung an die Flucht und Vertreibung bis heute ein kontroverses Thema.

Bildungsangebote

Die Bildungsangebote richten sich unter anderem an Zeitzeugen und ihre Nachkommen, sowie an Schulklassen, (inter)nationale Besuchergruppen, Lehrkräfte und Studierende. Neben vielfältigen öffentlichen Angeboten, wie Führungen und Workshops, bietet das Dokumentationszentrum Gruppenführungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Für Schulklassen werden altersspezifische Workshops und Führungen angeboten, zu Themen wie Zwangsmigration, Flucht, Vertreibung, Identität, Zugehörigkeit und Zeitzeugenarbeit. Auch Unterrichtsmaterialien werden zur Verfügung gestellt.

Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung
Stresemannstraße 90,
10963 Berlin

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag (10 – 19 Uhr)

Quellen:
https://www.flucht-vertreibung-versoehnung.de/de/besuchen/staendige-ausstellung
https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/?tx_smb_pi1%5BexhibitionSmartId%5D=20115
https://dah-bremerhaven.de/exhibitions/auswanderung-einwanderung
https://zeche-hannover.lwl.org/de/themenschwerpunkt-migration/migration-ausstellen/
Titelbild:
Vorlage - Gerd Altmann auf Pixabay
Bild 1 - PhilippN (Wikimedia)
Bild 2 - Jörg Zägel (Wikimedia)
Bild 3 - Christian Krug, Museum Europäischer Kulturen (Wikimedia)

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