Seit dem 23. März ist “Der vermessene Mensch” in den deutschen Kinos zu sehen. Der neue Film von Lars Kraume ist der erste Kinofilm über die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia. Von 1904 bis 1908 wurden dort Zehntausende Angehörige der Bevölkerungsgruppen der Herero und Nama durch Soldaten der deutschen Kolonialmacht getötet. Die Wissenslücken zu den damaligen Geschehnissen und auch deren Auswirkungen bis in die Gegenwart sind in Deutschland bis heute groß. In der deutschen Erinnerungskultur sind sie kaum vorhanden.

Pädagogisches Begleitmaterial

Gleichzeitig zum Kinostart hat die Studiocanal GmbH für die Arbeit mit Schulklassen pädagogisches Begleitmaterial herausgegeben, das die Auseinandersetzung mit dem Film erleichtern soll. In dem Material enthalten ist ein Interview mit dem Herero-Aktivisten Israel Kaunatjike, ein Einführungstext zur Handlung und zu den Themen von “Der vermessene Mensch” sowie fünf Aufgabenblöcke für die Bildungsarbeit. 

Anregungen zur Analyse

Im ersten Block steht die Beschäftigung mit dem historischen Kontext und einzelnen Aspekten der Geschehnisse im Vordergrund. Recherche-Tipps erleichtern dabei die Informationsbeschaffung. Im Aufgabenblock 2 wird die erste Begegnung zwischen den beiden Hauptfiguren Alexander Hoffmann und Kezia Kunouje Kambazembi genauer unter die Lupe genommen. Dabei spielen bei der Analyse sowohl die Bildeinstellungen als auch der gesprochene Dialog eine Rolle. Vertiefende Fragen deuten auf die Kernthemen des Films wie zum Beispiel den allgegenwärtigen Rassismus hin. Im dritten Aufgabenblock geht es um die Darstellung der Wissenschaft im Film. Der vierte beleuchtet die Entwicklung von Alexanders moralischem Versagen anhand ausgewählter Szenen, deren Einordnung ebenfalls wieder von vertiefenden Fragen begleitet wird.

Der abschließende Aufgabenblock bietet Vorschläge für die Beschäftigung mit der Haltung und Wirkung des Films. Dieser will nicht nur an den Genozid an den Herero und Nama erinnern. „Der vermessene Mensch“ kann auch als Warnung vor rassistischem Gedankengut und Anregung zur Auseinandersetzung mit den bis heute wirkenden Folgen der deutschen Kolonialverbrechen verstanden werden. 

Vorbereitung dringend empfohlen

Das Begleitmaterial ist für den Schulunterricht nach dem Kinobesuch gedacht und soll der Meinungsbildung dienen sowie Diskussionen im Plenum oder in Kleingruppen unterstützen. Die Arbeitsblätter müssen dafür nicht vollständig oder chronologisch verwendet, sondern können je nach Bedarf ausgewählt und angepasst werden. Text und Konzept stammt von Stefan Stiletto, das Lektorat übernahm Virginie Kamche, interkulturelle Trainerin und Gründerin von Afrika-Netzwerk Bremen e.V.

Bei Interesse sind Sondervorstellungen für Schulen möglich. Dafür können sich interessierte Lehrkräfte mit lokalen Kinos in Verbindung setzen oder per Mail über schulvorstellung@studiocanal.de solche Vorstellungen anfragen. Um die Schüler*innen bestmöglich auf den Film vorzubereiten, der gerade für Menschen mit Rassismus- oder Fluchterfahrungen traumatisierend sein kann, empfehlen wir auch schon vor der Filmvorführung eine gründliche inhaltliche Vorbereitung zu dem Thema. Außerdem sollte die Teilnahme stets freiwillig sein, das gilt für den Kinobesuch als auch für die anschließende Aufgabenbearbeitung. 

Ihr wollt mit dem Begleitmaterial arbeiten oder habt bereits Erfahrung damit? 
Wir sind gespannt auf eure Meinung – schreibt Kritik, Anregungen und Fragen gerne in die Kommentare.