20. Juni – der Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Dieser Tag erinnert an das Leid von Millionen Menschen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren haben. Gleichzeitig lenkt er den Blick auf die aktuellen globalen Herausforderungen von Flucht und Vertreibung, die weiterhin sehr viele Menschen weltweit betreffen.
EIN BLICK IN DIE GESCHICHTE DES GEDENKTAGES FÜR DIE OPFER VON FLUCHT UND VERTREIBUNG
Seit 2015 wird in Deutschland am 20. Juni der Gedenktag für die Opfer von Fluchtund Vertreibung begangen. Der Tag findet am 20. Juni statt, da er an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen angeknüpft. Er wurde ins Leben gerufen, um an das Leid und die Schicksale von Millionen Menschen zu erinnern, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren haben. Denn zu dieser Zeit erlebte Europa massive Vertreibungen und Zwangsumsiedelungen. Aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches wie Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien oder Jugoslawien wurden Millionen von Menschen vertrieben. Sie verloren ihr Zuhause, ihre Familie und oft alles, was sie hatten. Gleichzeitig soll er den Blick auch auf die aktuelle globale Flucht- und Vertreibungssituation richten, die ebenfalls viele Menschen betrifft.
DIE ANLÄSSE DES GEDENKTAGES
Der Gedenktag hat mehrere bedeutende Anlässe. Der Tag soll die Erinnerung an die schmerzhaften Verluste und das große Leid bewahren, das durch Flucht und Vertreibung verursacht wird, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem erinnert er daran, wie Versöhnung für eine friedliche Welt unverzichtbar ist, egal ob in Vergangenheit oder Gegenwart. Es soll ein Tag sein, um Menschen, und vor allem die jüngere Generation, über die historischen Ereignisse zu informieren, über das viele Leid und die Opfer von Flucht und Vertreibung aufzuklären sowie das Bewusstsein für Frieden und Menschenrechte zu stärken. Außerdem soll er die Solidarität gegenüber den heute Betroffenen fördern und dazu aufrufen, ihnen Unterstützung und vor allem Schutz zu gewähren.
AKTUELLE RELEVANZ
Der Gedenktag ist nicht nur ein Rückblick in die Vergangenheit, sondern auch ein dringender Aufruf zur Auseinandersetzung mit der aktuellen Flucht- und Vertreibungslage. Auch heute sind weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht, aufgrund von verschiedenen Lebenssituationen wie Krieg, politischer Verfolgung oder Umweltkatastrophen. Der Gedenktag soll darauf aufmerksam machen, dass dieses Thema auch im Alltag vieler Menschen eine wesentliche Rolle spielt und es relevant ist, nicht nur auf die Opfer der Vergangenheit zu schauen, sondern sich auch der Verantwortung bewusst zu sein, den heutigen Flüchtlingen mit Respekt, Mitgefühl und Unterstützung zu begegnen.
KRITIKEN AN DEM GEDENKTAG
Trotz der vielen positiven Ziele und Funktionen ist der Tag auch nicht frei von Kritik. Es wird unter anderem kritisiert, dass der Tag in manchen rechtsgerichteten und konservativen Kreisen verwendet werde, um politische Zwecke zu verfolgen. Dabei geht es um die Verharmlosung der historischen Schuld der Deutschen und darum, die deutschen als „Opfer“ (die Vertriebenen) in den Vordergrund zu stellen, während die grausamen Verbrechen des NS-Regimes und die Auslöser der Vertreibungen in den Hintergrund geraten könnten. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die heutigen Flüchtlingskrisen. Denn Kritiker meinen, dass die tatsächliche Politik in Deutschland und Europa oft nicht mit den Idealen übereinstimmt, die der Gedenktag widerspiegelt. Besonders die Asylgesetze und Lebensbedingungen für Geflüchtete werden als inhuman und mit den Prinzipien der Menschenrechte unvereinbar betrachtet.
Dieser Tag ist also nicht nur ein Gedenktag für Geflüchtete und Vertriebene, sondern bietet auch einen Anlass für jede und jeden, über die aktuellen Herausforderungen, die diesen Tag betreffen sowie über die Bedeutung der Geschichte, nachzudenken.
Bundespräsident Joachim Gauck hat am 20. Juni 2015 anlässlich des ersten Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung eine Rede gehalten:
„Wer die Gefühle des anderen abwehrt, der wehrt auch eigene Gefühle ab.
Offenheit für das Leid der anderen hingegen führt zu Verständnis, führt zu Nähe.
Daran sollten wir heute auch denken, wenn in unserem Ort, in unserem Stadtteil
oder in unserer Nachbarschaft Fremde einquartiert werden oder des Schutzes
bedürfen.“
Bundespräsident Joachim Gauck am 20. Juni 2015 anlässlich des ersten Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung
Quellen:
https://www.protokoll-inland.de/Webs/PI/DE/nationale-gedenk-feiertage/20Juni/20-Juni-node.html
Erstaufnahmeeinrichtung: Zeltlager Jenfelder Moorpark in Hamburg-Jenfeld im Juli 2015. Foto: An-d auf Wikipedia, gemeinfrei