Über 40 Prozent der Deutschen sind mittlerweile konfessionslos, das geht aus einer Studie hervor, die die Evangelische Kirche in Deutschland 2023 veröffentlichte. Nur noch eine knappe Mehrheit der Deutschen ist christlich-konfessionell gebunden. Gleichzeitig ist in den letzten Jahrzehnten religiöses Leben in Deutschland vielfältiger geworden.

Religiöses Leben in Deutschland vielfältiger geworden

In den vergangenen Jahrzehnten wurde das religiöse Leben in Deutschland deutlich pluraler. 1950 zählten sich noch fast 96 Prozent zu den beiden großen christlichen Konfessionen Katholizismus und Protestantismus. Andersgläubige und Nichtreligiöse machten in der Summe damals lediglich 4,4 Prozent aus. 72 Jahre sind seither ins Land gegangen und das religiöse Leben in der deutsche Gesellschaft hat sich verändert:

Anzahl der Mitglieder in Religionsgemeinschaften in Deutschland (Stand variiert von 2012 bis 2022; in Millionen), veröffentlicht Juni 2023; © Statista 2024

Mehrheit in Deutschland noch offiziell christlich

Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden schneller als erwartet, so die Studie der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Demnach ist noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden.

Seit 2022 sind erstmals seit Jahrhunderten weniger als die Hälfte der deutschen Bürger Mitglieder der evangelischen oder katholischen Kirche. Dennoch ist die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland noch offiziell christlich, denn neben Mitgliedern der beiden großen Kirchen gibt es ein paar Millionen weitere Christen, zum Beispiel Freikirchler (u.a. Baptisten, Pfingstler, Mennoniten) und Orthodoxe (etwa griechisch-, bulgarisch-, russisch-, ukrainisch-, serbisch-, rumänisch- oder georgisch-orthodox). Die Quote der Christen liegt dank den Freikirchlern und Orthodoxen – in Summe stellten diese 2020 laut Statista noch rund 2,43 Millionen Menschen – aktuell aber noch über 50 Prozent.

Nach dem derzeitigen Trend werde 2024 der Anteil der christlich-konfessionell Gebundenen unter 50 Prozent sinken. Religiöse Menschen sind laut der EKD-Studie in der Gesellschaft schon heute deutlich in der Minderheit. Nur noch 13 Prozent der Befragten verstehen sich als kirchlich-religiös.

Konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung in Deutschland 2022

43 % Konfessionslos

25 % Katholisch

23 % Evangelisch

2 % Andere autochthone christliche Gemeinschaften (insb. Freikirche)

2 % Postmigrantische christliche Gemeinschaften (insb. orthodoxe Kirche)

5 % Nicht-christliche Religionen (insb. Islam)

Quelle: 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft 2022

Muslime gehören zu Deutschland

Nach der katholischen und der evangelischen Kirche ist der Islam die drittgrößte Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Rund 5,5 Millionen Menschen aller muslimischen Glaubensrichtungen leben in Deutschland. Mit der Zuwanderung von „Gastarbeitern“ aus muslimisch geprägten Ländern, hat sich seit den siebziger Jahren die Zahl der Muslime in Deutschland verzehnfacht.

Entwicklung der Anzahl der Muslime in Deutschland von 1945 bis 2020 (in 1.000), © Statista 2024

2,6 Millionen der 5,5 Millionen Muslime in Deutschland gehören der Sunnitischen Glaubensrichtung an, die damit die größte Glaubensrichtung ist, gefolgt von den Aleviten mit rund 500.000 Anhängern. Weitere Glaubensrichtungen sind die Iranischen Imamiten und türkischen Schiiten, Alawiten / Nusairier, Ahmadiyya, Sufi-Gemeinschaft, Ismailiten sowie die Omanische Ibaditen.

Jüdisches Leben in Deutschland

Ähnlich wie bei den christlichen Kirchen in Deutschland sinken auch die Mitgliedszahlen in jüdischen Gemeinden in Deutschland. Laut Statista gab es im Jahr 2022 knapp 90.000 registrierte Juden in deutschen Gemeinden und Landesverbänden. 

Anzahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland von 2002 bis 2022, © Statista 2024

Diese Zahl sagt jedoch nichts darüber aus, wie viele jüdischstämmige Menschen in Deutschland leben. Fragt man danach, wie viele Menschen es in Deutschland gibt, die sich als Teil der jüdischen Gemeinschaft sehen oder sich als Jude / Jüdin identifizieren, liegt die Zahl für Deutschland laut Berman Jewish DataBank bei ca. 225.000 Menschen (Stand 2021).

Religiöse Vielfalt in Deutschland

Die Entwicklung der christlichen Landschaft ist ein Zeugnis dafür, dass Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einer migrantischen Gesellschaft geworden ist. Jedoch ist laut dem Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann Stiftung religiöse Vielfalt nur für 29 Prozent der Menschen in Deutschland eine Bereicherung. Auch die Offenheit gegenüber Andersgläubigen hat seit dem Religionsmonitor 2017 abgenommen. Zugleich ist die Wertschätzung der Religionsfreiheit sowie des Rechts auf den Wechsel oder das Ablegen des Bekenntnisses mit 93 Prozent sehr hoch. 

Titelbild: Buntglasfenster von  James Henry auf Pixabay, gemeinfrei

Über den Autor

SEITEN:BLICK

arbeitet bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. Der Begriff SEITEN:BLICK steht für die Blicke, die wir links, rechts und hinter "die Dinge" werfen wollen.

Alle Artikel anzeigen