Die deutsche Wirtschaft ist auf Zuwanderung angewiesen. Ansonsten wird der Fachkräftemangel zur Wachstumsbremse. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) müssten jährlich netto 400.000 ausländische Arbeitskräfte einwandern. Nur so könne das Erwerbspersonenpotenzial trotz der Alterung der Bevölkerung in etwa konstant gehalten halten.
Anteil ausländischer Arbeitskräfte steigt
Seit Jahren steigt der Anteil ausländischer Beschäftigter. 2021 lag er bei 13,4 Prozent. Das sind doppelt so viele wie noch 2010. Zum Vergleich: In der Bevölkerung lag der Anteil ausländischer Menschen 2020 bei 12,6 Prozent. Es arbeiteten 2021 insgesamt 4,5 Millionen ausländische Beschäftigte in Deutschland (von insgesamt 33,8 Millionen Beschäftigten). Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2021): Beschäftigtenstatistik für Juni 2021.
Die meisten ausländischen Arbeitskräfte in Deutschland haben eine türkische Staatsbürgerschaft. Ihnen folgen zahlenmäßig die Beschäftigten aus Polen. Besonders stark stieg in den letzten Jahren die Zahl der Beschäftigten aus Rumänien und Bulgarien. Und die Nicht-EU-Staaten werden immer wichtiger, seit die Zuwanderung aus der EU zurückgeht.
Anteil der Ausländerinnen und Ausländer aus Staaten außerhalb der Europäischen Union auf dem deutschen Arbeitsmarkt wuchs bis 2020
Die Zahl der Arbeitskräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union, die nach Deutschland kamen, stieg in den letzten Jahren stark an. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts besaßen Ende 2018 rund 266.000 Menschen aus Drittländern einen Aufenthaltstitel. Zweck war die Erwerbstätigkeit. Ende 2017 waren es 217.000. Das ist eine jährliche Wachstumsrate von mehr als 20 Prozent.
Zu den Hauptherkunftsländern gehörten demnach Indien mit zwölf Prozent, China (neun Prozent), Bosnien und Herzegowina (acht Prozent) und die USA (sieben Prozent). Im Schnitt waren die ausländischen Arbeitskräfte 35 Jahre alt. Rund zwei Drittel von ihnen waren Männer. Mehr als 220.000 verfügten über eine befristete Arbeitserlaubnis. 46.000 haben eine unbefristete Genehmigung.
Pandemie dämpft Einwanderung von Fachkräften deutlich
Wegen der Coronakrise sank die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU stark. Hochqualifizierte Akademiker waren dabei weniger betroffen als Fachkräfte. Das geht aus einem aktuellen Beitrag des Handelsblatts hervor. Dabei beruft sich das Handelsblatt auf eine Studie der Bertelsmannstiftung.
Unter dem Strich, so das Handelsblatt, wanderten im Jahr 2020 knapp 331.000 ausländische Staatsbürger ein. Bei den Zuzügen ging vor allem die Migration aus Staaten außerhalb der EU zurück. Sie machte 2020 nur noch 42 Prozent der Zuwanderung aus – nach gut 47 Prozent im Vorjahr. Das Handelsblatt konstatiert, dass neben einem Rückgang der Fluchtmigration vor allem die coronabedingten Einreisebeschränkungen eine Rolle gespielt haben. Hier gilt es, die Fachkräfteeinwanderung aus Nicht-EU-Ländern genauer zu bestrachten. Dann wird offenbar, dass es Akademikern trotz Pandemie immer noch verhältnismäßig leichtgefallen ist, nach Deutschland zu kommen.
Titelbild: David Mark auf Pixabay, gemeinfrei