Die Deutsche Islam Konferenz (DIK) wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen. Sie gilt als Dialogforum zwischen Vertreter*innen des deutschen Staates und Muslim*innen in Deutschland. Das erste Treffen des Gremiums fand am 27. September 2006 statt. Von Anfang an war umstritten, welche Islamverbände an den Treffen teilnehmen sollen. Viele Muslim*innen fühlten sich nicht ausreichend repräsentiert. Auch unter den Nachfolgern Schäubles wurde die DIK fortgesetzt. 2020 befasste sich das Gremium unter anderem mit der Ausbildung von Imamen in Deutschland.
Ziel der Deutschen Islam Konferenz
Als Wolfgang Schäuble das Gremium gegründete, ging es darum, das Verhältnis zwischen dem deutschen Staat und den in Deutschland lebenden Muslimen, auf eine tragfähige Grundlage zu stellen und Muslime religions- und gesellschaftspolitisch besser zu integrieren. Um das Verhältnis zwischen Islam und Christentum geht es nicht, sondern um das Verhältnis zwischen Staat und Religion.
Ziel des verstetigten Dialogs in der DIK ist es, zu konkreten Themen und alltagspraktischen Problemlagen eine Verständigung bzw. Lösungen zu suchen und zu finden. Dazu gehören z.B. der islamische Religionsunterricht an staatlichen Schulen, die Lehre islamischer Theologie an Universitäten oder die Prävention von Muslimfeindlichkeit oder von religiös begründetem, islamistischem Extremismus. Zudem möchte die DIK das Wissen über muslimisches Leben in Deutschland ausbauen und die Datenlage verbessern.
Aufgaben der Deutschen Islam Konferenz
In der Vergangenheit tagte und arbeitete die DIK in festen Formaten und Foren. Es gab ständige, an Personen oder Organisationen gebundene Mitgliedschaften in Arbeits- und Lenkungsgruppen, denen bestimmte Themen und Arbeitsaufträge zugeordnet waren. Feste Gremien und dauerhafte Mitgliedschaften waren der organisatorische Ausdruck der Zielsetzung, in definierten Bereichen und festgelegten Arbeitsschritten zu konkreten Ergebnissen, Festlegungen und Empfehlungen zu kommen.
Die Deutsche Islam Konferenz hat sich seit 2006 mit einer Vielzahl von Themen beschäftigt. Zahlreiche Ergebnisse und Empfehlungen wurden in den letzten Jahren veröffentlicht; vom islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen über islamische Wohlfahrtspflege und Seelsorge bis hin zum Moscheebau.
15 DIK. Jahre der Veränderung
Schäubles Nachfolger im Amt des Bundesministers des Innern Thomas de Maizière, Hans-Peter Friedrich und Wolfgang Seehofer, setzten die Deutsche Islamkonferenz fort. Die Teilnehmer der DKI haben mehrfach gewechselt. Ein islamischer Verband wurde vorübergehend ausgeschlossen. Ein zweiter tauchte eine Zeit lang aus Protest gegen die Themensetzung nicht mehr auf. Die Alevitische Gemeinde in Deutschland erwog ihren Rückzug aus der DIK, weil ihr der Einfluss der sunnitischen Verbände zu groß sei.
Junge Islam Konferenz
Die Junge Islam Konferenz (JIK) ist eine Dialogplattform für junge Menschen, die sich mit Fragen des konstruktiven und gleichberechtigten Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft auseinandersetzt. Die Angebote der JIK richten sich an junge Menschen im Alter von 17 bis 25 Jahren, unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit.
Zehn Jahre ist es her, dass in Deutschland erstmals junge Menschen aus ganz Deutschland zusammenkamen, um ein Gegennarrativ zur steigenden islamfeindlichen Stimmung und pauschalen Zuschreibungen zu entwerfen. Die JIK gibt seitdem jungen Menschen in der Debatte um Islam und Muslim*innen in Deutschland eine Plattform und vertritt dabei das Credo „Haltung statt Herkunft“. Die JIK wurde 2011 in Berlin als Projekt der Humboldt-Universität zu Berlin und der Stiftung Mercator gegründet. Seit Oktober 2019 ist die Junge Islam Konferenz ein Programmbereich der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa.
Wo steht die Deutsche Islam Konferenz heute? Hat sie sich bewährt?
Die Hoffnungen und Erwartungen an die erste Deutsche Islam Konferenz waren vor 15 Jahren groß, aber auch die Skepsis.
Dieser Dialog sei nicht frei von Kritik und Rückschlägen, aber die DIK habe in den 15 Jahren ihres Bestehens viel erreicht und bewegt, heißt es auf der Sei der DIK. Der wichtigste Impuls, der von ihr ausgehe und noch heute trage, sei: mehr miteinander reden, weniger übereinander.
Der Sozialpädagoge Samy Charchira ist seit 2014 als Experte für Islamische Wohlfahrt bei der DIK dabei. Er sieht durchaus die Erfolge des Dialogforums, seine Bilanz jedoch fällt gemischt aus: „Wir haben uns das alle ein bisschen anders gewünscht noch vor einigen Jahren.“ Charchira zählt auf: Die muslimische Wohlfahrtspflege, die Seelsorge oder der islamische Religionsunterricht – all diese Projekte seien erheblich ins Stocken geraten. Sein Fazit:
Wir brauchen heute die Deutsche Islam Konferenz wie nie zuvor, weil das inzwischen eines der letzten großen Dialogformate des Staates ist mit dem Islam, mit den muslimischen Organisationen, dem organisierten Islam, die wir überhaupt noch haben.
Samy Charchira gegenüber dem NDR
Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, tritt für einen modernen, offenen und dialogbereiten Islam ein. Er sieht es als großes Defizit, dass liberale Gemeinden in der Islam Konferenz fehlen.
Aysenur Erden, Vorsitzende der Niedersächsischen Muslimischen Jugendorganisation Young Schura, verfolgt die Arbeit der DIK seit einigen Jahren. Ihre Erfahrung: Themen wie zum Beispiel die wachsende Islamfeindlichkeit interessieren junge Muslime, nicht aber die Deutsche Islam Konferenz. Dem NDR gegenüber äußert sie: „Im Normalfall ist das gar kein Thema. Und die Islam Konferenz ist auch in der Jugendarbeit nicht wirklich angekommen und beeinflusst auch nicht die Arbeit.“