Der Podcast „Yallah Deutschland, wir müssen reden!“ von Souad Lamroubal nach dem gleichnamigen Buch, das 2022 im Dietz Verlag erschien, thematisiert Integration, Migration und Rassismus in Deutschland. Mit ihren Gästen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur spricht sie über strukturellen Rassismus in Behörden und in der Gesellschaft. Vor ihrem Erfahrungshintergrund als Kommunalbeamtin in der Ausländerbehörde und als Dozentin für interkulturelle Kompetenz zeigt Souad Lamroubal Lösungsansätze und Verbesserungsvorschläge auf. Als Kind marokkanischer Eltern, die nach Deutschland eingewandert sind, kam sie bereits früh mit der Ausländerbehörde in Kontakt, deren Probleme und Überforderungen sie später durch ihren beruflichen Alltag kennenlernte. Seitdem hat sie sich zum Ziel gesetzt, migrationsfreundliche Behördenstrukturen durch nachhaltige interkulturelle Öffnung und mehr Flexibilität zu schaffen. Dabei ist ihr die Chancengleichheit aller Menschen, unabhängig von der jeweiligen Bleibeperspektive in Deutschland, besonders wichtig. 

Differenzierter Blick auf polarisierte Debatten

Der Podcast wirft einen differenzierten Blick auf die Themen der ansonsten stark polarisierten Debatte über Migration in Deutschland. Dabei ergänzen sich sowohl persönliche als auch wissenschaftliche Perspektiven. Im Folgenden wird ein Überblick über die Themen und Gäste der bisher erschienenen Podcast-Folgen gegeben.

Themen des Podcast

In der ersten Folge spricht Souad Lamroubal mit der Filmemacherin, Journalistin, Autorin und Schauspielerin Mo Asumang über rassistische Gewalt. In der zweiten Folge ist der Konfliktforscher Andreas Zick zu Gast, der über rassistische, rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen in der Gesellschaft spricht. Darauf folgend wird das deutsche Asyl- und Aufenthaltsrecht thematisiert, das der Asylrechtsanwalt Jens Dieckmann erläutert. In der vierten Folge spricht die Gastgeberin mit der CDU-Politikerin Serap Güler über Migrationspolitik und die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit Nicole Bögelein, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Kriminologie, spricht Souad Lamroubal in der fünften Folge über ihre Erfahrungen und den Umgang mit Hate Speech. Das Thema der sechsten Folge ist Einsamkeit, die von der Psychologin Mary Lam in Bezug zu Rassismus gesetzt wird. Anschließend behandelt die siebte Folge das Thema Gewalt gegen Frauen und Femizide. Darüber berichtet Fredericke Leuschner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kriminologischen Zentralstelle der Forschungs- und Dokumentationseinrichtung des Bundes und der Länder. Sie geht sowohl auf die gesellschaftlichen Hintergründe der Gewalttaten gegen Frauen als auch auf damit verbundene Stereotype und Vorurteile ein. 

„Yallah Deutschland, wir müssen reden!“

Der Titel „Yallah Deutschland, wir müssen reden!“ steht für den Anspruch des Podcast, auch kontroverse, sensible und polarisierte Themen zu diskutieren. Dabei kommen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zu Wort, die ihr Engagement für eine vielfältige, offene und tolerante Gesellschaft eint. Sie benennen deutlich gesellschaftliche Herausforderungen und Probleme und machen zugleich auf konkrete Lösungsvorschläge und Perspektiven aufmerksam. Der Podcast macht daher, trotz der Schwere einiger Themen, Hoffnung. 

Dialog anstatt gesellschaftliche Polarisierung

Vor dem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung bietet der Podcast die Möglichkeit des Austauschs von Menschen, die häufig an den Rand gedrängt werden. Er macht diverse Standpunkte sichtbar und bringt neue Impulse in eine Debatte ein, die durch Polarisierung und Emotionalität geprägt ist. Insbesondere in einer Zeit, in der rechte Diskurse und Tendenzen zunehmen, ist ein Raum für marginalisierte Positionen unabdingbar. Souad Lamroubal ermöglicht dies, indem sie Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen einlädt, um über Themen zu sprechen, die uns alle betreffen. 

Wir müssen weiter reden

„Yallah Deutschland, wir müssen reden!“ ist ein Plädoyer für eine offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft. Er plädiert für einen ausgewogenen Diskurs, der gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Dadurch werden Perspektiven sichtbar, die in Debatten der Mehrheitsgesellschaft unterrepräsentiert sind und Einblicke außerhalb der eigenen Lebensrealität liefern. Wer neugierig auf Gespräche über die Herausforderungen und Möglichkeiten des Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft ist, sollte unbedingt reinhören. Der Podcast ist kostenlos auf der Website des Dietz Verlags und auf den üblichen Plattformen wie Spotify, Soundcloud und iTunes abrufbar.

Titelbild: Cover des Buches "Yallah Deutschland, wir müssen reden!" von Souad Lamroubal, das 2022 im Dietz Verlag erschien. 

Über den Autor

Annalena Piper

studiert Interdisziplinäre Antisemitismusforschung am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin.

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