Zwischen den Jahren 1938-1939 wurden etwa 10.000 jüdische Kinder aus dem nationalsozialistischen Einflussbereich nach Großbritannien und andere Länder evakuiert. Diese Rettungsaktionen, die sogenannten Kindertransporte, sind bedeutende Zeugnisse der Menschlichkeit inmitten des Terrors des Dritten Reichs.

Wer ging / Aufnahmeländer

Im Dezember 1938 bis September 1939, aufgrund der zunehmenden Verfolgung der Juden durch das NS-Regime, wurden viele jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen in einer Rettungsaktion ins Ausland gebracht – die sogenannten Kindertransporte. Auf Grund der Notlage der jüdischen Bevölkerung wurden die Evakuierung der Kinder (die meist im Alter zwischen vier und siebzehn Jahren alt  waren) in sichere Länder, insbesondere Großbritannien, von jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen geplant und organisiert. Die britische Regierung hatte angesichts der Lage beschlossen, eine begrenzte Anzahl (ca. 10.000) unbegleiteter jüdischer Kinder aufzunehmen. Andere Länder, die Kinder aufgenommen hatten, waren die Niederlande, Belgien, Frankreich und Schweden.

Großbritannien: Kinder polnischer Juden aus dem Gebiet zwischen Deutschland und Polen bei Ihrer Ankunft mit der „Warschau“ in London. Aufn. Februar 1939, Datei: Bundesarchiv Bild 183-S69279, London, Foto wikimedia, gemeinfrei

Situation vor Ort

Nach einer langen Reise im Zug oder mit dem Schiff, die oft mit Angst, Trauer und Unsicherheiten verbunden war, da sie ihre Familien zurücklassen mussten und in eine ungewisse Zukunft aufbrachen, kamen die Kinder alleine in ihren neuen Heimatländern an. Sie wurden meist in Pflegefamilien untergebracht, wo sie freundlich empfangen wurden. Nun mussten sich viele der Kinder an eine neue Kultur und Sprache anpassen, was eine große Herausforderung war. Sie gingen zur Schule und begannen, sich ein komplett neues Leben aufzubauen. Die Integration war jedoch nicht immer einfach, da die Kinder oft mit Vorurteilen und Sprachbarrieren konfrontiert waren. Doch auch als sich die Situation in Deutschland änderte und der Krieg vorbei war, sahen die meisten Kinder ihre Familien nie wieder, da es sehr schwer war, die Angehörigen wieder ausfindig zu machen, und viele der Eltern und Verwandten der Kinder in den Konzentrationslagern ermordet wurden.

Erinnerung heute an die Kindertransporte

Züge in das Leben – Züge in den Tod von Frank Meisler vor dem Bahnhof Friedrichstraße, Berlin, 2008. Foto: wikimedia, gemeinfrei

An diese Kindertransporte wird heute in zahlreichen Museen und Gedenkstätten erinnert. Es haben sich Yad Vashem in Israel und das Jüdische Museum Berlin zur Aufgabe gemacht, die Erfahrungen und Geschichten der Kinder zu dokumentieren und zu bewahren. Auch Dokumentarfilme wie „Züge in das Leben – Züge in den Tod“ sollen an diese Zeit erinnern und einen Einblick in diese historischen Ereignisse und Geschichten der Beteiligten schaffen. Dies ist wichtig, um das Bewusstsein für unsere Geschichte aufrechtzuerhalten.

Quellenangabe:

Titelbild: „Kindertransport – Die Abreise“ von Frank Meisler vor dem Danziger Bahnhof Gdańsk Główny, 2009. Foto: Yusek auf Wikimedia, gemeinfrei.

Über den Autor

Rebecca W.

ist Schülerin der Freien Waldorfschule Kreuzberg in Berlin.

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