„Neu anfangen, nur wie? Espelkamp und andere „Flüchtlingsstädte“ in den 1950er Jahren“

Die nun bereits dritte Sonderausstellung des Projekts „Deine Geschichte“ beschäftigt sich mit dem „neu anfangen“. Hierbei werden städtebauliche Projekte betrachtet, deren Ziel es war, Geflüchtete und Vertriebene aus dem Osten aufzunehmen. Ein besonderer Fokus liegt auf der heutigen Stadt Espelkamp in Nordrhein-Westfalen, welche als „Flüchtlingsstadt“ entstand.

„Flüchtlingsstadt“ Espelkamp

Espelkamp entstand nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Lübbecke und eines Kriegsgefangenenlagers. Gegründet wurde die damalige Aufbausiedlung Espelkamp vom Land Nordrhein-Westfalen und der evangelischen Kirche. Sie sollte als Siedlungsort für Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten dienen. Auch Gastarbeiter und seit den 1970er-Jahren Spätaussiedler, meist aus Russland, fanden in Espelkamp einen Neuanfang. Vor allem im letzten Jahrzehnt kamen zudem Geflüchtete aus Syrien, dem Irak oder aus Afghanistan nach Espelkamp. Die Stadt ist also geprägt von einer langen Geschichte der Migration.

Geschichte(n) des Neuanfangs

Die Ausstellung illustriert die vielfältigen Geschichten, die Espelkamp erzählen kann. Dazu gehören persönliche Familiengeschichte(n), Stadtgeschichte(n) und Wissenschaftsgeschichte(n). Das Zentrum der Ausstellung sind die Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aus Espelkamp und deren Familien. Durch diese strebt die Ausstellung an, aus einer individuellen und persönlichen Perspektive heraus Antworten auf die Frage zu geben, wie Geflüchtete und Vertriebene in den 1950er Jahren ihren Neuanfang gestalteten. 

«Neu anfangen, nur wie? Espelkamp und andere „Flüchtlingsstädte“ in den 1950er Jahren» ist vom 14. März bis 18. April 2024 in der Alte Gießerei Espelkamp zu sehen und wird dann vom 27. April bis 7. Juni 2024 im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven ausgestellt. 

Projekt „Deine Geschichte“

„Deine Geschichte“ ist ein Ausstellungs- und Bildungsprojekt des Deutschen Auswanderer Hauses und dessen Academy of Comparative Migration Studies (ACOMIS). In inzwischen drei von insgesamt vier partizipativen Sonder- und Wanderausstellungen werden neue Methoden erprobt, um „Migration und Migrationsgeschichte darzustellen und als Teil deutscher Geschichte zu präsentieren”. Neben den Ausstellungen werden auch verschiedene Veranstaltungen wie Workshops zu den Themen Einwanderungsgeschichte und Einwanderungsgesellschaft angeboten. 

Zentrale Themen von „Deine Geschichte“ sind Identität und Ankommen, Aspekte, die für Menschen mit den unterschiedlichsten Lebenserfahrungen eine wichtige Rolle spielen. Zudem beschäftigt sich das Projekt damit, wie Einwanderung das Stadtbild beeinflusst, welche Rolle die Geschichte der Herkunftsländer in der Einwanderungsgeschichte spielt und wer diese überhaupt erzählt. 

Die erste Sonderausstellung in dieser Reihe hatte den Namen: “… bisschen anders, aber genauso” und beschäftigte sich mit der kubanisch-deutschen Geschichte in der DDR und BRD. Mit der zweiten Sonderausstellung, einer Werkstattausstellung unter dem Titel “Was siehst du, was ich nicht seh‘?”, wurden grenzüberschreitende Einwanderungsgeschichten erzählt. 

Quellen:
https://dah-bremerhaven.de/deine-geschichte
https://dah-bremerhaven.de/press/start_ausstellung_espelkamp
https://dah-bremerhaven.de/espelkamp
https://www.deutschlandfunkkultur.de/espelkamp-in-nordrhein-westfalen-ein-besuch-in-der-100.html

Titelbild: Poster der Sonderausstellung © Andreas Heller Architects & Designers