Warum kamen die Hugenotten nach Berlin?
Die Hugenotten waren französische Protestanten, die wegen ihres Glaubens im 16. und 17. Jahrhundert verfolgt wurden. Sie galten damals als Bedrohung für die Einheit Frankreichs, da die Mehrheit der Bevölkerung katholischen Glaubens war. Im Jahr 1685 widerrief der französische König Ludwig VIV. das Edikt von Nantes welches den Hugenotten zuvor die Religionsfreiheit gegeben hatte. Mit diesem Widerruf wurden sie also nun gezwungen ihren Glauben aufzugeben. Dem zufolge wurden ihre Rechte eingeschränkt, Kirchen zerstört woraufhin viele (etwa 40.000) flohen.
Doch wohin flohen die Hugenotten? Einer der wichtigsten Zufluchtsorte für sie war Brandenburg-Preußen (Brandenburg-Preußen nahm ca. 20.000 Hugenotten auf). Was war der Grund für die Aufnahme? Nach der Verwüstung des dreißigjährigen Krieges benötigte Brandenburg-Preußen dringend Arbeitskräfte, um das Land und die Wirtschaft wieder aufzubauen. So sah der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch die Hugenotten eine Chance für sein Land. Mit dem Edikt von Potsdam lud er sie im Jahr 1685 ein, in sein Territorium zu kommen. Er versprach ihnen Religionsfreiheit, Steuererleichterung und Unterstützung beim Aufbau eines neuen Lebens. Berlin profitierte besonders von den Hugenotten, die Stadt hatte durch den Krieg stark gelitten. Etwa 6.000 der damaligen französischen Zuwanderer ließen sich damals in Berlin und der Umgebung nieder.
Was brachten die Hugenotten mit? Und wie wurden sie integriert?
Die Hugenotten brachten zahlreiche Fähigkeiten mit nach Berlin.
Viele unter ihnen waren entweder erfahrene Handwerker, Landwirte oder Händler. Besonders bekannt wurden sie durch ihre Arbeit in der Textilindustrie. Sie brachten die Seide nach Berlin und bauten eine große Seidenproduktion auf. Doch nicht nur das, auch im Gartenbau brachten sie neue Techniken mit sowie in der Medizin und im Handel. Somit verbesserten sie die Lebensbedingungen in der Stadt und sorgten für einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Auch kulturell bereicherten die Hugenotten Berlin mit ihren Traditionen und ihrer Sprache. Französisch wurde schnell populär, besonders am Hofe des Kurfürsten. Zudem gründeten sie Schulen, an denen sie die französische Sprache, fortschrittliche Naturwissenschaften und Mathematik lehrten.
Doch die Integration verlief nicht immer reibungslos, da viele Berliner die Hugenotten skeptisch betrachteten und teils auch als Konkurrenz sahen. Der Kurfürst jedoch unterstützte sie und nach nun nach integrierten sie sich in die Berliner Bevölkerung. Sie lernten deutsch, assimilierten sich und viele von ihnen heirateten deutsche Männer oder Frauen. Dadurch verschwanden die Grenzen und die Hugenotten wurden ein fester Bestandteil Berlins.
Welche Spuren sind bis heute sichtbar?
Die Spuren der Hugenotten prägen das Berlin Stadtbild bis heute. Ein Symbol für ihre Geschichte ist zum Beispiel die Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt, die 1705 von der Hugenottengemeinde errichtet wurde. Unter anderem erinnern auch Straßennamen an die französischen Zuwanderer, wie zum Beispiel die Französische Straße.
Auch kulturell hinterließen sie viele Spuren. Bis heute existiert die französische Gemeinde in Berlin und pflegt die Traditionen der Hugenotten. Auch Wörter wie „Trottoir“ oder „Restaurant“ haben sich durch sie in die deutsche Sprache eingegliedert.
Außerdem brachten die Hugenotten den Kaffee nach Berlin und eröffneten erste Cafés. Ihr Einfluss ist bis heute spürbar. Sei es in der Sprache, der Architektur oder der Berliner Tradition.
Hugenottenmuseum Berlin
Der Französischen Dom beherbergt 1935 bis heute das Hugenottenmuseum. Die moderne und interkulturell ausgerichtete Dauerausstellung präsentiert die Geschichte der Hugenotten in Berlin und Brandenburg von den Anfängen bis in die Gegenwart auf zeitgemäße Art und Weise. Neben seiner Dauerausstellung zeigt das Hugenottenmuseum Berlin eine Reihe regelmäßig wechselnder Sonderausstellungen. Die Sonderausstellungen sollen auch das engere Feld der hugenottischen Geschichte überschreiten. Sie fragen nach aktuellen Bezügen, verwandten Problemen oder Fragestellungen anderer historischer Zusammenhänge oder unserer Gegenwart.
Wer noch mehr über die Migrations-Geschichte der Hugenotten nach Berlin erfahren möchte, dem sei dieses Buch empfohlen:
Gerhard Fischer
Die Hugenotten in Berlin
120 Seiten, softcover
18 Illustrationen
ISBN: 978-3-941450-11-0
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag HENTRICH & HENTRICH
Titelfoto: Französischer Dom Berlin (auch „Französische Friedrichstadtkirche“). Foto Bild von Corinna Lichtenberg auf Pixabay