American Dreams. Große Sonderausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg

17. November 2023 bis 28. Juli 2024

Knapp 2 Millionen Menschen emigrierten in den vergangenen 300 Jahren aus Baden-Württemberg in die USA. Manche konnten ihre Vorstellung vom American Dream verwirklichen. Andere hatten weniger Glück. Die Ausstellung „American Dreams. Ein neues Leben in den USA“ gewährt Einblick in über 30 Lebensgeschichten, von denen nicht jede mit einem Happy End gesegnet ist.

→ Ausstellungsflyer

Anhand von 200 Originalobjekten tauchen wir ein in schier märchenhafte Lebensgeschichten: zum Beispiel die vom Drechsler Alfred Schönhut aus Göppingen, der 1866 in die USA emigrierte, 1903 mit seinem „Humpty-Dumpty-Zirkus“ einen Verkaufsschlager landete und neun Jahre später die größte Spielzeugfabrik der Welt betrieb.

Humpty Dumpty Circus (1903-1910) von Albert Schönhut, der in den USA vom armen Drechslersohn zum weltgrößten Spielzeugfabrikanten aufstieg. Fotorechte ©: Haus der Geschichte Baden-Württemberg / Bernd Eidenmüller

Wir bestaunen ein Kopfkissen aus Holz, das aus dem von Conrad Beissel gegründeten Kloster Ephrata in Pennsylvania stammt. Der radikalpietistische Bäckergehilfe machte sich 1720 auf den Weg nach Übersee, da er in der katholischen Kurpfalz für seine religiöse Einstellung keine Zukunft sah.

Bei der Recherche für die Ausstellung förderte Kuratorin Franziska Dunkel im Protokollbuch der Deutschen Gesellschaft in Amerika hilfreiche wie verblüffende Details über die Schicksale einzelner Emigrierter zutage. Die seit 1764 bestehende Hilfsorganisation half Neuankömmlingen wie Fritz Neumann, einem aus Freiburg stammender Koch, der dort einen Anzug für ein Vorstellungsgespräch erhielt.

“And I’m gonna make a brand-new start of it, right there in old New York“

Wirtschaftliche Gründe, Antisemitismus, das Versprechen, in schier grenzenloser Freiheit leben zu können oder schlicht der Wunsch, ganz neu anzufangen – Gründe für die Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands gab es zahlreiche. Aber viele Vorhaben, wie Frank Sinatra, Sohn sizilianischer Einwanderer, sie in seinem Song New York besingt, endeten hart auf dem harten Boden der Realität von Armut, Diskriminierung, Alkoholsucht und Gewalt. „Das war uns ein großes Anliegen, dass wir auch Geschichten erzählen von den AuswanderInnen, die nicht das große Glück in Amerika gemacht haben.“, so Kuratorin Franziska Dunkel. Alle Seiten der Migrationsgeschichte sollen erzählt werden – auch die der Vertreibung und Vernichtung indigener amerikanischer Ureinwohner durch deutsche Immigranten. Dass die Ausgewanderten aus Europa von Anfang an kein „unberührtes Land“ besiedelten, sondern die Indigenen Ureinwohner Amerikas vertrieben und töteten, wird in der Ausstellung deutlich. 

Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?

Der Weg nach Stuttgart lohnt sich. Durch die Kombination aus kurzweiligen Texten und abwechslungsreichen Objekten werden wir auf eine spannende wie ästhetische Reise geschickt. Und auch deutlich jüngere Interessierte zieht AMERICAN DREAMS durch Goldnuggets, Schatztruhen und Miniklaviere in ihren Bann.

Und wem der Weg nach Südwesten zu weit ist, kann sich auf der Seite vom SWR2 einen Einblick verschaffen in Form eines knapp fünfminütigen Podcasts.


Vermittlungsangebote zur Ausstellung American Dreams für Schulklassen und Gruppen

ÜBERBLICKSFÜHRUNG „AMERICAN DREAMS“
Ein dialogorientierter Rundgang durch die Ausstellung.
Dauer: 1 Stunde

KOMBIFÜHRUNG: MIGRATION IN UND AUS SÜDWESTDEUTSCHLAND
Das Museumsgespräch in der Sonderausstellung wird mit Geschichten aus dem Migrationsbereich in der Dauerausstellung ergänzt. Im Fokus stehen individuelle Migrationsgeschichten von Menschen aus drei Jahrhunderten.
Dauer: 1,5 Stunden

WORKSHOP: AUSWANDERUNG NACH AMERIKA
Was bewegte die Menschen in den letzten drei Jahrhunderten, aus Südwestdeutschland nach Amerika auszuwandern? Und wie gestalteten sich Reisewege und die Ankunft im neuen Land? Die Schüler*innen beschäftigen sich mit individuellen Migrationsbiografien und den Hintergründen der Auswanderung. In einem kreativen Teil des Workshops befassen sie sich mit den Gelingensbedingungen von Migration in der Gegenwart.
Dauer: 2 Stunden

Weiter Informationen zur Ausstellung sowie zu den verschiedenen Vermittlungsangeboten erhalten Sie auf der Webseite des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg → American Dreams. EIN NEUES LEBEN IN DEN USA

Titelbild: Plakat zur Ausstellung „American Dreams. Ein neues Leben in den USA“. Rechte: Haus der Geschichte Baden-Württemberg / büroberlin

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Über den Autor

Antonia Kennel

... ist Schauspielerin, Hypnotherapeutin, NLP-Trainerin und Ärztin. Geboren und aufgewachsen in Bayerisch-Schwaben. In ihrer Freizeit schreibt sie für verschiedene Magazine.

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